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Stolzenau (Km. 238,4241) solche bis Faustgröße und oberhalb von Nienburg
hei Km. 262,5 Stücke bis Hühnereigröße. Die große Masse des wandernden
Kieses hat dagegen schon haͤm Eintritte in die Mittlere Weser nur Geschiebe
bis Hühnereigröße, die sich bis Nienburg annähernd auf Wallnußgröße, bis zur
Allermündung auf reichliche Haselnußgröße verkleinern. Im Allgemeinen sind
die im Unterlaufe der Mittleren Weser in der Stromrinne fortbewegten Geschiebe
als feiner Grand zu bezeichnen, der aus meist grobem Sande und sehr feinem Kiese
gemischt ist. Daß wenig feiner Sand vorhanden ist, zeigt auch das sehr langsame
Verlanden der Buhnenfelder, das nur etwa unterhalb eines Uferbruches einmal
eine desto auffälligere Beschleunigung aufweist. Hochwasserschaden durch Ver⸗
sandung überschwemmter Kulturflächen tritt deshalb auch selten in erheblichem
Umfange ein. Dagegen ist der Niederschlag von fruchtbarem Schlick nicht unbe⸗
deutend; im Strombaubezirke Hoya soll er unter günstigen Umständen bis zu
4 em jährlich betragen.
Unterhalb der Allermündung erhalten durch die massenhafte Zufuhr des
Allersandes die leichtbeweglichen Sinkstoffe auch in der tiefen Stromrinne weitaus
das Uebergewicht. Die größere Veränderlichkeit der Stromsohle spricht sich im
Stromgefälle von Pegel zu Pegel aus, das dort, besonders nach größerem Hoch⸗
wasser, viel stärkere und anhaltendere Schwankungen zeigt als an der Mittleren
Weser. Daß der Sandgehalt des Hochwassers, der an der unteren Aller für
die Uferländereien so nachtheilig ist, den unbedeichten Wesermarschen keinen
großen Schaden thut, kann Jaraus erklärt werden, daß der größte Theil des
nkommenden Sandes zunächst in der Mündungstrecke der Aller zur Ruhe ge—
langt und von da erst nach dem Aufhören der allgemeinen Ueberschwemmung in
die Weser übergeht. Daß in niedrigeren Lagen unter Umständen auch an der
Unteren Weser eine starke Sandablagerung vorkommen kann, dafür spricht nicht
zur die rasche Verlandung der Buhnen und Schlickzäune, sondern auch eine
Beobachtung an der Eisenbahnbrücke bei Dreye, wo das linkseitige Vorland im
Laufe eines Vierteljahrhunderts bedeutend aufgewachsen ist.
Die Menge der vom Weserstrome im Flachlande mitgeführten Geschiebe
läßt sich, da eine meßbare Fortbewegung derselben in Form wandernder Bänke
nirgends vorkommt, auch nicht annähernd abschätzen. Doch darf aus der ge—
ringen Formänderung, welche die Stromsohle der Mittleren Weser beim Wechsel
hoher und niedriger Wasserstände erleidet, gefolgert werden, daß oberhalb der
Allermündung die Geschiebe nur sehr langsam wandern. Der Zugang solcher
von oben her ist aber noch geringer als die Menge dessen, was unten abgeführt
oder sonst dem Strombette entnommen wird, und es ist infolge dessen eine an—
dauernde, wenn auch sehr langsame Senkung des Kleinwasserbetts zu bemerken.
Die Baggerungen, durch die noch im letzten Jahrzehnte der Stromrinne der
Mittleren Weser durchschnittlich jährlich 120 000 cbi Boden entzogen sind,
verden deshalb neuerdings nach Möglichkeit weiter eingeschränkt. Unterhalb der
Allermündung muß dagegen zur besseren Ausgleichung der Gefälle gegen Bremen
din (vergl. S. 87) einstweilen noch auf weitere Senkung der Stromsohle hin—
Jearbeitet werden.