Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

1410 
zumeist geringer Breite der Thalsohle und öfters steilen Thalwänden auf; ebenso 
zeigen beide eine große Entwicklung des vielgewundenen Thalwegs und eine 
kleine Entwicklung des Stromlaufs im Thale. Die andersartige Beschaffenheit 
der Gesteine, in denen die Ausnagung vor sich ging, erklärt die im Einzelnen 
hestehenden Verschiedenheiten der Thalformen. Namentlich sind diese beim 
wveniger widerstandsfähigen Buntsandsteine der Thalstrecke Münden — Herstelle 
zewöhnlich weicher als beim festen Muschelkalke der Thalstrecke zwischen den 
Muündungen des Forstbachs und der Emmer. 
Noch vergrößert werden die Verschiedenheiten dadurch, daß sich stellenweise 
der Urweserstrom seine schwierige Arbeit durch Benutzung vorgefundener Gebirg— 
palten erleichtert hat. So benutzte er z. B. von Bursfelde bis Bodenfelde eine 
olche Spalte, die durch sanftere Windungen und größere Breite des Stromthals 
einen Gegensatz gegen die am schroffsten geformten Stellen der Buntsandstein— 
trecke unterhalb Münden und oberhalb Karlshafen bildet. Am breitesten ist das 
Thal in dieser Strecke bei Bodenfelde, wo die Weserspalte mit der Schwülme-Quer— 
furche zusammentrifft, deren west-östliche Richtung eine Ablenkung des zuvor nord— 
nord-westlich gerichteten Thalzuges gegen Westen bewirkt haben mag. Bei der Um— 
enkung in die nördliche Richtung des Längenthals Herstelle — Forstbachmündung 
var die Durchsägung eines aus hartem Gesteine bestehenden Gebirgsriegels noth— 
vendig, und der hierfür erforderliche gewaltige Kraftaufwand hat die malerischen 
Formen der Berglandschaft bei Karlshafen geschaffen. Auch in der Thalstrecke 
„wischen den Mündungen des Forstbachs und der Emmer dürften mehrfach 
ektonische Verhältnisse auf die Richtung einzelner Theile eingewirkt haben. Bei— 
ppielsweise findet sich zuweilen Gleichrichtung mit dem hier mehrfach wechselnden 
Streichen der Schichten, nämlich von Pegestorf bis Bodenwerder und auf etwa 
2 kmn Länge unterhalb Kemnade. Wo hier der Buntsandstein vorübergehend 
den Muschelkalk an den Thalwänden verdrängt, scheint das Buntsandsteingebirge 
einen Sattel zu bilden, auf dessen westlichem Flügel die Weser entlang fließt. 
Der Erfahrungsatz, daß ein Stromlauf, der für seine Arbeitsleistung 
Fortschaffung gegebener Wasser- und Geschiebemengen) ein bestimmtes Gefälle 
bedarf, durch Vergrößerung der Fallhöhe zur Entwicklung in Schleifen ge— 
nöthigt wird, kann wohl auch zur Erklärung der auf S. 116 kurz beschriebenen 
Gestaltung des Weserthals in der letzten Strecke von Veltheim bis zur Weser— 
charte behülflich sein. Eine nahe liegende, schon häufig geäußerte Vermuthung 
besagt, der das Längenthal am Wesergebirge benutzende Diluvialstrom habe vor— 
mals seinen Weg durch den Thalzug der Werre, Else und Hase nach der Ems 
hin genommen, bis schließlich eine Ablenkung durch die Weserscharte eingetreten 
sei. Die stattliche Höhe der beiden Bergpfeiler an der Westfälischen Pforte läßt 
aber voraussetzen, daß zwischen ihnen bereits früher ein niedriger Paß vorhanden 
gewesen ist, wie sich solche an mehreren anderen Stellen der Wesergebirgskette 
finden; denn jene Pfeiler überragen die Sohle des Diluvialthals um mehr als 
100 m, das nordwärts ausgebreitete Flachland aber um mehr als 160 m. Bei 
der schrittweise erfolgten Ausbildung des Durchbruchthals der Weserscharte 
nußte der Strom demnach auf kurzer Strecke rd. 50 m Fallhöhe überwinden 
ind dementsprechend seinen Lauf bedeutend verlängern. Ein anderer Theil der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.