Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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iberschüssigen Kraft wurde bei der Ausbildung seiner mächtigen Schleife durch 
ihre Einnagung in das feste Keupergestein aufgebraucht. Die rückwärts schreitende 
Erosion hat dann das örtlich starke Gefälle allmählich ausgeglichen und die Aus⸗ 
waschung des Längenthals verursacht, die auf umso größere Tiefe stattfinden 
nußte, je tiefer mit der Zeit das Flachlandthal in das ebene Vorland des 
Wesergebirges sich einschnitt. 
Ob bei diesem Vorgange größere Wassermassen, wie sie jetzt die Weser 
abführt, mitgewirkt haben (etwa Schmelzwasser der nordischen Vergletscherung, 
deren Spuren bis oberhalb Bodenwerder reichen), steht dahin. Jedenfalls hat 
sich die Ausgleichung des Thalgefälles von Minden aufwärts bis Münden nach 
ind nach durch Ausnagung der diluvialen und vorquartären Gebilde einerseits, 
durch alluviale Ablagerungen des Hauptstroms und seiner Seitengewässer anderer⸗ 
eits derart vollzogen, daß auf längeren Strecken auffallend geringe Gefällver— 
chiedenheiten bestehen. Während das durchs chnittliche Spiegelgefälle des bordvollen 
Stromeserd. 0,390,/ oo beträgt, hat die Thalsohle rd. 0O, 45P / o Durchschnittsgefälle. 
Das Spiegelgefälle ist nach der Tabelle auf S. 39 in der Strecke Münden — 
Karlshafen mit rd. 0,48 / oo erheblich größer als von Karlshafen bis Hameln 
erd. 0 38 000) und von da bis Minden (rd. 0,85 9/00). Dagegen hat das Sohlen— 
gefälle des Weserthals die einander wesentlich näher kommenden Werthe 0,49 0/00 
hon Münden bis Karlshafen und 0,440,00 auf den beiden unteren Abschnitten. 
Dem geringen Unterschiede zwischen Spiegelgefälle und Thalgefälle in der obersten 
Strecke entspricht die nur rd. 59/0 betragende Laufentwicklung. Und daß dieser 
Unterschied im zweiten und mehr noch im letzten Abschnitte weit größer ist, rührt 
von der ansehnlichen Laufentwicklung (rd. 28 und 350/0) in den beiden Längen⸗ 
hälern Herstelle Forstbachmündung und Emmermündung-Veltheim her. 
Bei der Betrachtung kleinerer Strecken kommen selbstverständlich die bei 
den Durchschnittzahlen verwischten Verschiedenheiten zu Tage. Eine nicht durch 
das Längengefälle, sondern durch die starke Querneigung der Thalsohle bedingte 
Erscheinung sind beispielsweise die großen Stromschleifen bei Eisbergen und 
Veltheim, wo die Weser rd. 87 /0 Laufentwicklung hat. Dagegen haben die 
Stromschleifen unterhalb Lüchtringen (Km. 73 79) ihre Ursache in dem starken 
Längengefälle der Thalsohle, das auf 2,8 kmm Thallänge bei rd. 3 m Höhen— 
uinterschied über 1/00 beträgt; dem entspricht die sehr bedeutende Laufentwicklung 
mit 1140/0. Ob diese gefällreiche Schwelle in der Thalsohle erzeugt ist durch 
hesonders widerstandsfähige alte Ablagerungen, welche die Hochfluthen der Jetzt⸗ 
eit nicht angreifen können, bedarf noch eingehender Untersuchung. 
An verschiedenen anderen Stellen, wo die mit nur dünner Oberbodendecke 
oerhüllten, theilweise an den Ufern oder in der Stromsohle bloßgelegten vor— 
quartären Gesteine eine Art von Riegel bilden und hierdurch das Sohlengefälle 
des Thales örtlich verstärken, bedurfte der Strom keiner größeren Entwicklung, 
weil sein Arbeitsvermögen durch die Ausnagung des Bettes in Anspruch ge— 
nommen war. Beim Ausbaue der Wasserstraße hat dort in geeigneter Weise 
eine Ermäßigung des Spiegelgefälles bei gleichzeitiger Einschränkung des Strom— 
betts stattgefunden, und bei Hameln ist das starke Gefälle schon im Mittelalter 
aufgestaut und zum Mühlenbetriebe benutzt worden. — Daß aber auch die Ab—
	        
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