Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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agerungen grober Geschiebe riegelartig wirken können, ergiebt sich aus unserer 
Darstellung der Grundriß- und Gefällverhältnisse. Beispielsweise hat vermuth⸗ 
lich die Exter bei Rinteln durch ihren Schuttkegel das linkseitige Altbett der 
Weser verschüttet und dazu beigetragen, den in der breiten Niederung ohnehin 
zur Abschweifung bereitwilligen Strom nach der rechten Thalseite zu drängen 
(vergl. S. 19/20), und in freilich weit kleinerem Maße zeigen sich ähnliche 
Erscheinungen mehrfach an den oberen Strecken, wo geschiebereiche Wasser— 
läufe einmünden; aktenmäßig erwiesen ist z. B. eine geringe Ausbiegung des 
Stromlaufs nach rechts oberhalb Lauenförde gegenüber dem Schuttkegel des 
Beverbachs. 
Für die Thalbeschreibung sind solche Erscheinungen von Bedeutung, weil 
sie darauf hinweisen, wie die das Gelände aufbauenden Ursachen bis zur jüngsten 
Vergangenheit wirksam waren und an der Umgestaltung der Thalsohle noch an— 
dauernd weiter wirken. Freilich haben die Verheerungen des großen Hochwassers 
das Geschaffene bis zur Jetztzeit oft wieder zerstört. Die ausführliche Schilderung 
der Seitenströmungen und ihrer Einwirkung auf den Stromlauf macht es über— 
flüssig, nochmals auf die jetzige Gestalt der Thalsohle einzugehen, da die wichtigsten 
Angaben hierüber im 2. Kapitel mitgetheilt sind. Auch was über die Rückwirkung 
der Thalform auf die Wasserstandsverhältnisse zu sagen ist, haben wir im 
3. Kapitel schon erwähnt. Eine Kennzeichnung der Thalabschnitte in großen Um— 
rissen enthält die vorstehende Darlegung ihrer geologischen Verhältnisse und Ent— 
wicklungsgeschichte. Wie sich im Einzelnen die Thalform ausgebildet hat, zeigen 
die mit Höhenlinien versehenen Stromthalkarten der Oberen Weser (Bl. 11 /14) und 
die zugehörigen Querschnitte (Bl. 29/81) besser, als dies Worte vermögen. Auf 
die Böschung der Thalwände in den Engthälern scheint vorwiegend der ungleiche 
Stromangriff eingewirkt zu haben, wogegen das Streichen und Fallen der Gestein— 
schichten daneben von geringerer Bedeutung gewesen sein mag. Steilwände trifft 
man fast ausschließlich an den Gruben scharfer Thal- und Stromkrümmungen, und 
in den vorspringenden Stellen des Seitengeländes sind die Wandungen des Strom— 
hals gewöhnlich flach geböscht. Stellenweise scheint die Verbreiterung des Thales 
zurch die Gleichrichtung mit dem Streichen der Schichten bedingt zu sein, seine 
Verengung dadurch, daß es senkrecht gegen das Streichen gerichtet ist, z. B. 
zwischen Grave und Dölme. Von wesentlichem Einflusse ist dagegen die Schich— 
tung und Spaltenbildung auf die mehrfach vorhandene Hinneigung der Thal— 
wände zu Abrutschungen (vergl. S. 102,83) und auf die Entstehung der im Oberen 
Weserthale zahlreich auftretenden Quellen (vergl. Bd. IIl S. 186). 
Die Stromthalkarten lassen auch erkennen, wie weit die Neberschwemmungen 
beim größten bekannten Hochwasser (an der Oberen Weser überall dasjenige 
vom Januar 1841) sich über die Thalsohle ausbreiten können oder dies thun 
würden, wenn keine hochwasserfreien Dämme es verhinderten, was übrigens nur 
in sehr wenigen Stellen geschieht. Zum natürlichen Neberschwemmungsgebiete 
gehört fast allenthalben, wo eine scharfe Abgrenzung der Thalsohle gegen die 
Thalwände vorhanden ist, ihre gesammte Fläche. Hochwasserfrei von Natur sind 
vorzugsweise die Schutthalden am Fuße der Thalwände, die einen allmählichen 
leberaang zur eigentlichen Sohle vermitteln und zum Theile aus Schotterkegeln
	        
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