Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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der Seitengewässer, theilweise auch aus Resten der diluvialen Thalsohle be— 
stehen. Vielfach haben die Bewohner des Weserthals diese geschützten Stellen 
zur Erbauung ihrer Ortschaften benutzt. Zahlreiche Dörfer und Städtchen 
liegen aber ganz oder größtentheils innerhalb der überflutheten Fläche, und nur 
die Stadt Rinteln wird vom Ringwalle ihrer früheren Festungswerke gegen die 
Hochfluthen vertheidigt. 
Aus den Zahlenangaben auf S. 63 des Tabellenbandes ersehen wir, daß 
der gesammte Inhalt der vom größten Hochwasser überschwemmten Thalfläche der 
Oberen Wesererd. 174 qkm beträgt, wovon auf die Strecken Münden —Karlshafen 
rd. 16, Karlshafen —-Emmermündung rd. 56 und Emmermündung —Weserscharte 
rd. 102 qkmm entfallen. Bringt man die entsprechenden Zahlen in Beziehung zur 
Thallänge, so zeigt sich, daß die durchschnittliche Breite des natürlichen Ueber— 
schwemmungsgebiets im Engthale Münden—Herstelle 0,37 kim, im Längenthale 
Herstelle — Forstbachmündung 1,10 kmm, im Engthale Forstbachmündung · Emmer— 
mündung 0,52 km, im Längenthale Emmermündung — Veltheim 2,30 kmn, im 
Plothoer Engthale 0,853 kim, von da bis zur Weserscharte 1,58 kmm und im 
Durchschnitt für die ganze Obere Weser 1,08 kme beträgt. Innerhalb der oben 
zuerst genannten Strecke Münden--Karlshafen wechseln die Breiten des natür— 
ichen Ueberschwemmungsgebiets von rd. 150 mm oberhalb Karlshafen (Km. 42) 
his zu rd. 900 m ebei Bodenfelde (Km. 33). An der zweiten Strecke liegt die 
kleinste Breite miterd. 150 in gleichfalls noch ganz im Buntsandsteingebirge ober— 
halb Herstelle (Km. 46), die größte Breite mit 2,6 km unterhalb Lüchtringen 
Km. 77); aber auch das in den Muschelkalk eingenagte Thal von der Forstbach⸗ 
nündung bis oberhalb Grohnde hat meistens nur 2- bis 300 m Hochfluth⸗Spiegel⸗ 
„reite. In der letzten Strecke liegt der schmalste Fluthquerschnitt mit rd. 200 in 
hei der Weserscharte KKm. 198), der breiteste mit 4, km unterhalb Rinteln 
Km. 167); im Vlothoer Engthale bleibt die Einschnürung des Hochwasserbetts 
in einigen Stellen kaum hinter ersterem Maße zurück. 
Welche Schäden bei den gegenwärtigen Kulturverhältnissen die Wiederkehr 
einer solchen Hochfluth, wie sie im Januar 1841 aufgetreten ist, mit sich bringen 
nüßte, läßt sich schwer abschätzen. Zweifellos würden sie weit größer sein als 
in jenem Unglücksjahre, weil seitdem allenthalben im Vertrauen auf die lange 
Ruhezeit zahlreiche Bauten und Anlagen im damaligen Ueberschwemmungsgebiete 
entstanden sind, die den Gefahrzustand vermehren. Je weiter die Kultur und 
Besiedlung im bedrohten Gebiete fortgeschritten ist, umso schwerere Verluste wären 
zu befürchten, sowohl an Geldwerth aller Art, als auch an Leib und Leben. 
Dies ausdrücklich hervorzuheben, erscheint deshalb nothwendig, weil in den Jahr—⸗ 
zehnten, auf die das Gedächtniß der weitaus meisten Bewohner des Weserthals 
zurückreicht, keine Hochfluth vorgekommen ist, die annähernd so ausgedehnte Flächen 
hetroffen hätte. Denn meistens liegt die Thalsohle hoch genug über den Ufer— 
borden, daß mittleres Hochwasser ohne wesentliche Ausuferungen abfließen kann, 
die ein solches überschreitenden Hochfluthen aber zunächst nur einzelne niedrige 
Flächen oder Fluthmulden unter Wasser setzen und durchströmen. Jedes Dezi—⸗ 
meter Mehrhöhe der Hochfluth entspricht dann aber bald umfangreichen Flächen, 
Rie nach Quadratkilometern zu rechnen sind.
	        
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