Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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Da größeres Hochwasser mit erheblichen Ueberschwemmungen nur ganz aus— 
nahmsweise im Sommer eintritt, wird der zum weitaus größten Theile als Acker— 
land benutzte Boden der Thalsohle häufig auch in den minder hohen Lagen 
erfolgreich bebaut, meistens sogar mit Wintergetreide bestellt auf die Gefahr hin, 
daß gelegentlich eine Ernte durch hohe winterliche Anschwellungen verdorben wird. 
Die beträchtliche Höhenlage des Thalgeländes über dem gewöhnlichen Wasser— 
stande hat überall dort, wo nicht durch unterirdischen Zufluß von den Thal— 
wänden (für dessen Vorhandensein zahlreiche Quellen sprechen) der Grundwasser— 
tand hoch gehalten wird, bei durchlässiger Beschaffenheit des Untergrundes im 
Sommer eine solche Austrocknung zur Folge, daß die Feldfrüchte hierunter leiden 
und kein ordentlicher Graswuchs aufkommen kann. Namentlich zeigen mehrfach 
die durch Verkiesung und Versandung aufgehöhten Uferrehnen so schlechten Wuchs, 
mehr Gestrüpp als brauchbares Gras, daß sie als Wiesen nicht mehr benutzt und 
kaum als Weiden mit Vortheil verwerthet werden können, z. B. auf dem Vor— 
ande des Forster Deiches in der Deichenge bei Km. 85 86. 
Indessen nehmen diese auf Kies liegenden, schlechten Grasländereien keine 
zroßen Flächen ein; vielmehr zeichnen sich die zumeist im Bereiche der öfters 
vorkommenden Winterfluthen, auf den niedrig gebliebenen Theilen ehemaliger 
Stromarme und in den durch Grundfeuchtigkeit besonders geeigneten höheren Lagen 
befindlichen Wiesen und Weideländereien des Oberen Weserthals gewöhnlich 
durch gute Erträge aus. — Wald findet sich in der Thalsohle nirgends, ab— 
zesehen von kleineren Baumgruppen oder vereinzelten Bäumen, für deren Be— 
seitigung neuerdings gesorgt worden ist, wo sie dicht am Ufer standen und von 
Anterspülung bedroht waren. Wohl aber tauchen an einigen Stellen die be— 
valdeten Thalwände bis in das Ueberschwemmungsgebiet des großen Hochwassers, 
B. bei Km. 5/6 und 38 in der Buntsandsteingebirgstrecke, aber auch weiter 
interhalb an den braunschweigischen Ufern. Als hinderlich für den Hochwasser— 
abfluß und durch Ablenkung der Strömung nachtheilig für das gegenüber liegende 
Stromufer sind hier und da zu hoch aufgewachsene Ufergebüsche zu bezeichnen; 
jedoch werden in der Regel die Weidenhäger niedrig gehalten und, besonders im 
Kreise Rinteln, sorgfältig gepflegt. 
Ein so außergewöhnliches Hochwasser wie das vom Januar 1841 würde 
letzt sehr viele und umfangreiche Hindernisse an den mit dichten Hecken und 
Zäunen eingefaßten Gärten der in seinem Ueberschwemmungsgebiete liegenden 
Ortschaften, sowie an den Gehöften und Straßendämmen finden. Stellenweise 
reichen die Siedelungen und mehr noch die eingefriedigten Gärten, die bei 
nanchen Uferorten hart neben dem Strome liegen, bis in den Bereich der weniger 
hohen Winterfluthen hinein. Zuweilen sind auch solche Hecken zum Zwecke der 
Abwehr des Hochwasserstroms angelegt worden, z. B. in der Verlängerung des 
Emmerner Deiches und neben der von Tündern zur Fähre bei Ohr führenden 
Straße. Anderswo erfüllen niedrige Erdwälle, die buhnenartig durch Fluthrinnen 
vorgestreckt sind, denselben Zweck, besonders an einigen Stellen der Strecke 
Münden—Karlshafen und unterhalb Hajen auf der rechten Seite, unterhalb Ohr 
auf der linken Seite. In allen diesen Fällen handelt es sich um den Schutz der 
mm Hochfluthbereiche gelegenen Ackerflächen gegen Ueberströmung. Denn vielfach
	        
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