Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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Von Lücken in der Thalwand, durch welche die Nebenflüsse zur Weser 
ließen, kann also nicht die Rede sein. Wohl aber macht erst ein Blick auf die 
wichtigsten Nebenflüsse verständlich, wo wir die Grenzen des Weserthals zu suchen 
haben. Das unweit Liebenau dem Stromlaufe sich nähernde Höhenland, ein 
Theil der Nordwestdeutschen Bodenschwelle, bildet den nördlichen Saum einer 
Niederung, die von der Großen Aue in west⸗östlicher Richtung durchflossen wird; 
dies ist der einzige namhafte Wasserlauf, den die Mittlere Weser von links 
mpfängt. Kurz unterhalb der Auemündung tritt der größte rechtseitige Zufluß 
hinzu, der aus dem Steinhuder Meere kommende, eine nördlich gerichtete 
Niederung durchfließende Meerbach. Weit mehr Bedeutung besitzt jedoch die 
uinweit Verden mündende Aller, deren westnordwestliche Richtung von der Unteren 
Weser aufgenommen und bis Elsfleth beibehalten wird, wo der Stromlauf gegen 
Norden umbiegt. Das von Vegesack ab die östliche Begrenzung der Wesermarschen 
hildende Geestland wird durch die breite Niederung der nach Vereinigung mit 
der Hamme als Lesum bezeichneten Wümme von dem Geestgelände getrennt, an 
dem die Untere Weser nach Aufnahme der Aller entlang fließt. Links nimmt 
der Strom bei Elsfleth die Hunte auf, die bei Oldenburg in das Marschland 
übergeht und dabei ihre bisherige Nordrichtung durch Umbiegung gegen Osten 
berläßt. Von den zwischen der Großen Aue und der Hunte mündenden Ge⸗ 
wässern erhält nur die bei Vegesack mündende Ochtum nennenswerthe Speisung 
aus dem linkseitigen Höhenlande, wogegen die Eyter und Emte Niederungs— 
wasserläufe sind. 
Schreiten wir nun mit der Betrachtung rückwärts, von Oldenburg be— 
zinnend, so ergiebt sich, daß zwischen den Niederungen der unteren Hunte, der 
Ochtum und der Weser keine natürlichen Grenzen bestehen. Vielmehr gehören 
ie von dort ab, wo die Weser in den Bereich der Tideerscheinung eintritt, ge— 
neinsam dem großen Mündungsbecken des Stromes an, das sich über die jetzige 
Wasserscheide hinweg in das Jadegebiet ausdehnt und nach Westen hin besäumt 
dird von dem Geestlande zwischen Oldenburg und Varel. Eine anschauliche 
Schilderung dieser, parallel mit der rechtseitigen Thalwand des Mündungsbeckens, 
Jordwärts ziehenden, „steil abfallenden Anhöhen von Loyerberg, Rastederberg 
ind Jaderberg“ giebt Salfeld“): „Diese Geest hat eine mittlere Höhe von 20 
Ais 30 mw über dem Ebbespiegel. Dem von Rordposten durch die waldleeren 
Butjadinger Marschen und die niedrigeren Moore bei Loyermoor kommenden 
Wanderer erscheint dieses Geestplateau mit dem darauf befindlichen Hochwald von 
fsern wie ein hoher Gebirgszug, und durch die eigenthümliche Beleuchtung wird 
an gewissen Sommertagen die Täuschung vermehrt.“ Man muß sich also daran 
gewöhnen, die linkseitige Thalwand der Unteren Weser in weitem Abstande vom 
jetzigen Stromlaufe ausfindig zu machen, was nicht überall leicht ist, da auf 
ängeren Strecken der Uebergang vom Höhenlande zu den Niederungen ganz all—⸗ 
mählich erfolgt. Von Oldenburg bis in die Gegend von Bremen bleibt die ost— 
westlich gerichtete Bremen —Oldenburger Bahn in Nähe dieses Ueberganges. So⸗ 
*) Salfeld „Die Hochmoore auf dem früheren Weser-Delta“. Zeitschr. d. Ges.f. 
Erdkunde zu Berlin. Jahrg. 1881, S. 161. Thatsächlich hat der Geestrücken etwas ge— 
ringere Höhe, als der Verfasser angiebt, wie auf S. 128 nachgewiesen wird.
	        
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