Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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Denn die Gestaltung der Wasserläufe, die jetzt diese weite Thalfläche durchziehen, 
legt den Gedanken nahe, daß die Vereinigung der Weser mit der Aller keines— 
wegs immer an der jetzigen Stelle stattgefunden, sondern mehrfach bedeutende 
Verschiebungen erfahren hat. Die Ochtum, Eyter und Emte fließen durch deut— 
lich erkennbare Bodensenken von solcher Breite, daß ihre geringfügigen eigenen 
Wassermengen diese sicherlich nicht auszunagen vermocht haben. Ja es waren 
hierzu sogar größere Wassermassen erforderlich, als gelegentlich noch in den 
letzten Jahrzehnten, früher allerdings viel häufiger, zur Hochwasserzeit durch 
diese für die Entlastung des Weserstromlaufs dienenden Gerinne geflossen sind. 
Ebenso strömt noch jetzt ein Theil des Allerhochwassers oberhalb der Mündung 
durch die rechtseitige Niederungsfläche und erreicht die Weser weit stromabwärts 
aim Badener Berge im Zuge eines Wasserlaufs, der durch seine Benennung 
„Alte Aller“ darauf hinweist, daß ehemals bis dorthin die Aller ein selbständiges 
Bett besaß. 
Vielleicht kann eine genaue geologische Untersuchung der Hoya — Bremener 
Niederung zu näheren Aufschlüssen darüber führen, welche Umwandlungen dort 
oorgegangen sind, seitdem während des Rückganges der nordischen Vereisung 
das Schmelzwasser diesen Thalzug bis zu einer Sohlenhöhe ausgenagt hatte, die 
bei Bremen nach verschiedenen Bohrungen tief unter dem jetzigen Meeresspiegel 
liegt. Diese machen es wahrscheinlich, daß die Verbindung der Wümme-Hamme— 
Niederungen mit der Weserniederung erst ziemlich spät unterbrochen worden ist; 
dielleicht bestand sogar zur Diluvialzeit eine Verbindung von der Hammeniederung 
nach der Elbemündung. Der die Wümme- und Weser-Niederungen trennende 
Dünenzug liegt auf alluvialem Untergrunde; seine Entstehung „kann wohl nur durch 
die Annahme einer Zeit vorübergehender Dürre erklärt werden, wobei der feine 
Diluvialsand über die trockenen Lehmschichten wie über eine Tenne hinweg nach 
der Mitte des Gebiets von den Winden zusammengefegt wurde.“) Als nach dem 
Durchbruche der Weser durch die Gebirgskette und das trennende Flachland von 
Süden her größere Wassermassen einmündeten, waren vermuthlich die Diluvial— 
zewässer längst nicht mehr in Thätigkeit, sondern war an ihre Stelle die weitaus 
schwächere Aller getreten. Thatsächlich fehlen in den unteren Alluvialschichten bei 
Bremen die Trümmer der Gesteinsarten des Wesergebirgslandes vollständig. Die 
Aller hatte vermuthlich in dem für sie viel zu breiten Bette eine ihrem Arbeits— 
bermögen entsprechende Rinne ausgenagt längs des rechtseitigen Höhenlandes, dem 
sie schon oberhalb folgte. Ihre Geschiebeführung war damals aber lange nicht 
so groß wie die der Weser, die wegen ihrer ungemeinen Erosionsthätigkeit in 
den oberen Strecken sehr bedeutend gewesen sein wird. Daher verdanken die nach 
Hoya hin in bedeutender Mächtigkeit auf dem Diluvialsande lagernden Alluvial— 
bildungen ihren Ursprung hauptsächlich der Weser, die in dem als ihr inneres 
Mündungsbecken anzusehenden, seeartig erweiterten Diluvialthale mit verästeltem 
Laufe ein inneres Delta herstellen mußte, das allmählich die volle Breite überspannt 
hat; seinen Uebergang zum äußeren Delta bezeichnet jener Schuttkegel bei Bremen. 
*) H. Kurth „Lage und geognostische Beschaffenheit“ im Sammelwerke „Bremen 
ind seine Bauten“. Bremen, 1900. Der Aufsatz stützt sich großentheils auf die Unter— 
uchungen von W. O. Focke über die Bodenkunde des bremischen Gebiets.
	        
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