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Meerkirchen zur Jade, deren Endstrecke seit den Sturmfluthen des 183. bis
16. Jahrhunderts in den Jadebusen aufgegangen ist. Das Lockfleth ging von
Brake uͤber Ovelgönne und Seefeld nach der Jademündung, sein Seitenarm von
Doelgönne in den oberen Theil der Jade. Die Heete scheint von Atens über
Stollhamm nach der Jademündung geflossen zu sein und die von Abbehausen
kommende Ahne aufgenommen zu haben. Schließlich wurde noch das durch die
Heete vom Stadlande getrennte Butjadingerland von einem bei Eckwarden in
die Jade mündenden Arme, dem Hajenschloote, durchquert.*) Auf die in der
Hauptsache im 16. Jahrhundert bewirkte und bis zur Wende des 18. Jahrhunderts
abgeschlossene Eindeichung dieses Landstrichs kommen wir bei Betrachtung der
wasserwirthschaftlichen Verhältnisse zurück.
Wenn Guthe (a. a. O. S. 173 /4) angiebt, die Mündungsarme hätten
wegen ihrer großen Zertheilung so geringe Wassertiefe gehabt, daß die Friesen
des Stadlandes beim Besuche der Bramstedter Kirche den jetzigen Stromlauf
zu Fuß durchschreiten konnten, „indem sie sich an den etwas tieferen Stellen des
Flusses sogenannter Gasseln (Bretter von 3 bis 4 Fuß Länge zum Einschieben
des Brotes in den Backofen) bedienten“, so mag das vielleicht für den Zustand der
iübrigen Mündungsarme zur Zeit ihrer Absperrung einigermaßen zutreffen, aber nicht
für den Hauptarm, dessen Schiffbarkeit damals besser war als in den folgenden Jahr⸗
hunderten. Wie die Richtung der vorherrschenden Winde und der Tideströmungen
vermuthen läßt, drang durch die Jade und die westlichen Mündungsarme viel
Fluthwasser ein, das bei der Ebbe durch den schon im 15. Jahrhundert mit Be—
sonnung versehenen Hauptarm zum Abflusse gelangte. Die Absperrung jener Neben—
arme dürfte in erster Linie dazu beigetragen haben, die räumende Kraft der Ebbe—
trömung zu vermindern und die Ablagerung von Sänden in dem zuletzt allein übrig
gebliebenen Stromlaufe zu befördern. Dies führte dann zur Entstehung neuer
Spaltungen anderer Art dieses Stromlaufs selbst, die das Aufsteigen der Tide—
welle erschwerten und seine Spülkraft noch mehr verminderten. An dieser Stelle
sei hieran erinnert, weil die damit in Zusammenhang stehende Abschwächung
des Gefälles eine Rückwirkung oberhalb der Stadt Bremen äußern und die
auf S. 132 erwähnte Aufhöhung der Thalsohle beschleunigen mußte; die hier
entstandene Verästelung des Stromes ist erst im Laufe des 19. Jahrhunderts
beseitigt worden.
Heber die Vorgeschichte des Querthals der Mittleren Weser, welches das
Längenthal der Oberen mit dem der Unteren Weser verbindet, ist wenig zu
sagen: In dem widerstandsfähigen Boden des Gebirgsvorlandes grub der durch
die Weserscharte in das Flachland aelanate Strom eine verhältnißmäßig schmale
Die Zuschüttung kleinerer Nebenarme auf der rechten Seite des jetzigen Strom—
saufs, deren Lage vielleicht durch die Moore am Rande der Geesthöhen angedeutet wird,
dürfte schon erheblich früher erfolgt sein. Salfeld bemerkt hierüber (a. a. O. S. 162):
Nach einer Annahme soll früher von Bruch, dann östlich von Uthlede durch das jetzige
Lehnstedter, Ah— und Moos-Moor ein Arm der Weser gegangen und nach seiner Ver—
einigung mit der Drepte nordwestlich geflossen sein. Möglicherweife ist auch die tiefe,
etzt mit (einem 20 m mächtigen) Hochmoor gefüllte Furche westlich der Uthleder Geest—
fel ein Arm der Weser gewesen.“