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Die Stromentwicklung ist hiernach in der kurzen letzten Theilstrecke von
Veltheim bis zur Weserscharte mit 212,0 /0 weitaus am stärksten, erreicht aber
auch vom Forstbache bis zur Emmer und von Münden bis Herstelle noch die
ansehnlichen Maße von 93,8 und 61,5,0. Mehr als die Höhe dieser Beträge
an sich fällt auf, daß sie in allen drei Fällen fast nur von der starken Thal⸗
entwicklung herrühren, während die Laufentwicklung innerhalb des Thales nur
die vergleichsweise fast verschwindenden Werthe von 18,8, 5,4 und 5,4 o/0 auf—
weist. Der Grund dieser Erscheinung ist darin zu finden, daß die heutigen
Grundrißformen der drei Thalstrecken ursprünglich gar nicht Thalformen waren,
ondern zumeist durch die Laufentwicklung eines vorzeitlichen Stromes vor—
gezeichnet worden sind. Wo die Schleifen dieses Stromes sich einmal in die
Sand- und Kalkgesteine der Triasformation eingeschnitten hatten, konnte bei der
weiteren Austiefung eine wesentliche Aenderung der Grundrißform nicht mehr
eintreten, und es entstanden so die engen gewundenen Thalfurchen von Boden—
felde bis Herstelle, von Forst bis Hajen und von Erder bis Vössen, deren starke
Längenentwicklung bei fast unterdrückter Eigenentwicklung des Stromlaufs in der
Tabelle so augenfällig hervortritt. — In der obersten Strecke von Münden bis
Bodenfelde, wo unter sonst ähnlichen Bedingungen Richtung und Breite des
heutigen Stromthals durch große Bruchspalten des Buntsandsteingebirges
wesentlich mitbestimmt worden sind, haben diese der Thalentwicklung zum Theile
gestrecktere Formen gegeben und durch ihre stellenweise beträchtliche Breite der
Lausentwicklung ein wenig mehr Spielraum verstattet.
Völlig gegensätzlich liegen die Verhältnisse in den weiten Thalsenken von
Herstelle bis zum Forstbache und von der Emmer bis Veltheim. Die Thal—⸗
entwicklung von 18,4 und 8,0/,0 ist gering und würde noch unbedeutender er—
scheinen, wenn in ersterer Zahl nicht die starke Aenderung der allgemeinen
Richtung des Stromlaufs unterhalb Herstelle sich geltend machte. Die Lauf—
entwicklung ist mit 27,9 und 35,2 /0 im Vergleiche zur Breite des Thales auch
nicht beträchtlich, und dementsprechend erreicht die Stromentwicklung nur die
mäßige Höhe von 51,5 und 46,1,0. Die stark hervortretende Steigerung der
Laufentwicklung gegen das untere Ende beider Theilstrecken hin wird bei der
Betrachtung der Gefällverhältnisse und der Thalbildung auf ihre Ursache hin
zeprüft werden.
Die Richtungsänderungen des Strombetts der Oberen Weser sind nicht
nur in weit ausholenden Schleifen, sondern auch in flacheren Windungen nicht
selten ziemlich schroff. Gewöhnlich geht der Krümmungshalbmesser nicht unter
300 im hinab; jedoch kommen kleinere Werthe bis zu etwa 200 mm hier und da
in allen Stromstrecken, mit Ausnahme der untersten, vor. Die schärfsten
Krümmungen von kaum 200 im Halbmesser finden sich oberhalb Km. 5 nahe
Hilwartshausen, ferner an der Diemelmündung, wo die von dem Nebenflusse
Jeschaffene Lücke in der Thalwand die Ausbildung des scharfen Stromknickes
befördert hat, sodann unterhalb Km. 70 bei Korvey und oberhalb Km. 76 in
der großen Doppelschleise bei Lüchtringen, endlich am Ohr- und Klütberge oberhalb
Hameln, an der Felsenschwelle des Ziegenkopfes oberhalb Km. 139 und in der
VBarenholzer Bucht unterhalb Km. 172. Die beträchtliche Zunahme der Strombreite