Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

1. Abtheilung. 3. Kapitel. 
Gefällverhältnisse. 
1. Im Gebirgslande (Obere Weser). 
Die natürliche Gefällelinie der Oberen Weser, wie sie (mit einigen Ver— 
hesserungen, die sich auf die am meisten verwilderten Stellen beschränkten) noch 
vor kaum einem Menschenalter bestanden hat, erhielt ihr bezeichnendes Gepräge 
durch den häufigen Wechsel von „Köpfen“ und „Pfuhlen“. Erstere waren hoch— 
liegende, aus unbeweglich gelagerten Blöcken und groben Geschieben, seltener aus 
gewachsenem Felsen bestehende Schwellen, über die das Wasser mit starkem Ge— 
fälle dahinschoß. Letzterer Name bezeichnete die im Staue der Köpfe liegenden 
Stromstrecken, in denen das Hochwasser so große Tiefen ausgewaschen hatte, daß 
sie bei kleinem Wasser fast verschwindende Gefälle zeigten. Die Länge der 
einzelnen Stromschnellen betrug gewöhnlich nicht über 1 Km, die Fallhöhe bis 
reichlich 1Im; die stärkste Neigung des Wasserspiegels am oberen Ende der 
Köpfe erhob sich bis über 30/00. Im Oberlaufe von Münden bis Karlshafen 
'olgten Köpfe und Pfuhle einander so dicht, daß ein Längenschnitt dieser Strecke 
aus dem Jahre 1878, der beim Wasserstande von — 0,5 m a. P. Münden auf— 
genommen ist, auf den ersten Blick eher die Kaskaden eines Wildbachs, als die 
Gefällelinie eines schiffbaren Stromes darzustellen scheint. 
Abgesehen von der geringen Zahl derjenigen Köpfe, die nur durch im 
Strome anstehende Felsbänke erzeugt sind, finden sich solche Erhebungen der 
Sohle meistens nahe unterhalb von Stellen, wo aus Seitengewässern oder von 
einer durch den Strom angegriffenen Bergwand Massen groben Gesteinschutts in 
die Strombahn gelangten, oder wo die Hochfluthen durch eine Verminderung 
hhres Gefälles genöthigt waren, sich eines Theiles der von ihnen mitgeführten 
Geschiebe zu entledigen. Indem überschüssiger Sand, Kies und feinerer Schotter 
zwischen den schwereren Stücken großentheils herausgewaschen wurde, bildeten 
sich aus den Rückständen im Laufe längerer Zeiträume die gewaltigen, fest— 
geschlossenen Steinmassen der alten Köpfe, die selbst für den Dampfbagger ohne 
vorherige Auflockerung nicht selten unangreifbar sind. Durch die auf den Ab— 
jängen der Köpfe entstandene reißende Strömung wurde nun mehr Stromkraft 
oerzehrt, als für die Fortbewegung der gewöhnlich vom Strome mitgeführten 
Sinkstoffe erforderlich war. Daher hat sich auf der Oberen Weser ein größeres
	        
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