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wurde; diese Wirkung währte dann so lange, bis in der Weser das rasche Fallen
des Oberwassers infolge der Deichbrüche begonnen hatte. Bei Intschede, wo
1881 die Weserniederung in ganzer Breite überfluthet war und auf der linken
Seite durch die Emteniederung hinter dem Nottorfer Flügeldeiche herum sich
noch ein seitlicher Abfluß nach dem Gebiete der Eyter und von da zur Ochtum
eröffnet hatte, ist dann der Höhenunterschied der beiden Hochwasser auf 0,26 m
hinabgegangen. Beim Pegel zu Baden hat der Stau der dortigen Deichenge
wenig einwirken können, weil der Pegel innerhalb der Enge liegt und diese nur
eurz ist, sodaß das starke Gefälle sich größtentheils am Einlaufe oberhalb des
Pegels befunden hat.
In den nach den Pegelbeobachtungen und den Hochwassermarken gezeich—
neten Gefällelinien treten einige der schroffsten Gefällwechsel ziemlich gut hervor.
In der Thalenge von Wietersheim bis Lahde (Km. 210,214) hat sowohl 1841
wie 1881 beim höchsten Wasserstande das Gefälle der Weser rd. 0,50 0/00 be—
tragen. Zwischen den Pegeln zu Schlüsselburg und Stolzenau ist 1841, wo dem
Schlüsselburger Deiche noch der obere Anschluß bei Müsleringen fehlte, ein Ge—
fälle von 0,244 0,00 beobachtet worden; im Jahre 1881 nach dem Verschlusse des
Müsleringer Loches war das Gefälle in derselben 6,1 kin langen Strecke auf
,3380)00, oberhalb von Schlüsselburg auf 0,428, oo gestiegen und ist am Aus—
gange der Schlüsselburger Deichenge zweifellos noch größer gewesen. In der
offenen Niederung von Stolzenau bis gegen Rohrsen hin verlaufen die Scheitel—
linien beider Hochfluthen in ziemlich gleichmäßigem Abstande von der des mitt—
leren Hochwassers, wobei der Höchststand von 1841 sich meistens O,30 bis 0, 40 10
äber dem von 1881 hält. Von Dörverden bis zur Allermündung bedarf das
große Hochwasser eines um etwa 40,0 verstärkten Gefälles, um die aus der
Enge und ungünstigen Form der Eindeichung erwachsenden Widerstände zu über—
winden. Jenfeit der Allermündung ist die seeartige Ausbreitung des Stromes
mit Gefällen bis zu 0,050, oo herab unterhalb Intschede, an der Eytermündung
und an der Arberger Marsch deutlich zu erkennen, während die starken Gefälle
der Einengungen bei Baden, bei Horstedt und an der Dreyer Brücke ganz ver—
vischt erscheinen.
Bei Beurtheilung der beschriebenen Gefällverhältnisse des Binnenlaufs ist
aicht außer Acht zu lassen, daß in den Jahren 1891,97 kein einziges größeres
Hochwasser vorgekommen ist, also die in den Jahren 1895 und 1897 aufge—
iommenen Gefällelinien einen besonders günstigen Zustand des Stromes ver—
anschaulichen. In hochwasserreichen Zeiten werden wahrscheinlich die jetzt nur
ingedeuteten Unregelmäßigkeiten erheblich größere Bedeutung erlangen.
b) Tidegebiet der Weser.
Zufolge der in ihrer planmäßigen Anlage noch nicht vollendeten und in
chren Wirkungen noch nicht voll zu übersehenden Korrektion der Unterweser ist
der Zustand des Stromes in einer tiefgreifenden und noch alljährlich merkbar
fortschreitenden Umgestaltung begriffen, und von einem Dauerzustande wird,
oweit ein solcher überhaupt mit den wachsenden Anforderungen des Seeverkehrs
oerträglich ist, erst nach längeren Jahren die Rede sein können. Die Be—