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die Uferborden liegen meistens so hoch, daß sie auch früher nur bei erheblicher
Steigerung der mittleren Abflußmenge vom Wasserspiegel erreicht worden sein
tönnen. Aber dieser Zustand, in dem die Ausuferung beginnt, tritt jetzt erst bei
einer größeren Steigerung ein; das Strombett ist leistungsfähiger für die Auf—
nahme und Abführung kleineren Hochwassers geworden, und die Häufigkeit der
Ausuferungen hat abgenommen. Außer den sommerlichen Anschwellungen, die
sa in der Regel weit unter dem mittleren Hochwasserstande bleiben, fließen die
vinterlichen gleichfalls häufig innerhalb der natürlichen Uferlinien ab. Wie aus den
Querschnittszeichnungen auf Bl. 29,31 hervorgeht, liegen an vielen Stellen der
Oberen Weser die Uferborden hoch genug, um noch das angenommene mittlere
Hochwasser zwischen sich zu fassen; dieser Wasserstand wird aber nach Ausweis
anseres Tabellenbandes (S. 74,79 und 108, 108) bei den Pegeln der Oberen Weser
an 1000 Beobachtungstagen durchschnittlich nur in kaum 7 Fällen, also jährlich
in 2 bis 3 Tagen, erreicht oder überschritten, und zwar fast ausschließlich bei
zroßen Hochfluthen im Winter.
Entsprechend den bedeutenden Wassermengen, die hiernach innerhalb des
aatürlichen Strombetts abfließen müssen, sind die von Uferbord zu Uferbord ge—
messenen Breiten überall recht groß. Sie betragen in der obersten Strecke von
Münden bis zur Diemelmündung rd. 90 bis 125 m, von da bis zur Forstbach—
nündung rd. 100 bis 150 m, von da bis zur Emmermündungerd. 110 bis
160 m, von da bis Veltheim erd. 100 bis 170 m und in der letzten Strecke von
Veltheim bis zur Weserscharte rd. 100 bis 150 m. Als Durchschnittszahlen, die
aus vielen Querschnitten von verschiedenster Form ermittelt sind, können gelten:
für den Oberlauf (Münden — Karlshafen) rd. 100 m, für den Mittellauf (Karls—
hafen — Emmermündung)erd. 120,130 m, für den Unterlauf Emmermündung —
Weserscharte) rd. 130,140 m.
Bei der Vergrößerung der Durchschnittsbreite vom Ober- zum Mittellaufe
ommt nach S. 42 mittelbar die Einwirkung der Diemel in Betracht, die bei
Hochwasser zuweilen bedeutende Wassermengen abführt. Da ihre Fluthwelle
rrüher als die der Quellflüsse nach Karlshafen gelangt, wächst zwar die größte
zekundliche Abflußmenge durch sie nicht in entsprechend hohem Maße an, wohl
iber die Stromkraft. Diese bedingt jedoch eine Breitenzunahme, weil das mittlere
Gefälle der Weser im Längenthale unterhalb Herstelle und im danach folgenden
Erosionthale erheblich geringer ist als in der obersten, beiderseits vom Buntsand—
teingebirge eingefaßten Strecke. In dem mit der Hamelner Niederung beginnenden
Längenthale und in der letzten Strecke ist die Durchschnittsbreite nicht viel größer,
vie ja auch das mittlere Gefälle hier nicht viel größer ist als von Karlshafen bis
zur Emmermündung. Außer der Gefälleverminderung spielt auch die allmähliche
Zunahme der sekundlichen Hochwassermenge eine, jedoch minder wichtige Rolle;
denn diese Zunahme ist weit kleiner, als dem Zuwachse an Gebietsfläche entsprechen
vürde, weil alle Nebenflüsse und Seitenbäche gewöhnlich bereits im Fallen be—
zriffen sind, wenn der Scheitel der Hauptstromwelle an ihren Mündungen eintrifft.
Vergleicht man die Querschnittszeichuungen mit den Stromthalkarten
Bl. 11,14), so lassen sich vielfach ohneweiters die Gründe erkennen, die an den
einzelnen Stellen ein besonders breites Bett geschaffen haben, ohne daß die