Gefällverhältnisse hierauf allein von Einfluß gewesen wären. Namentlich finden
sich Erweiterungen des Bettes öfters in Krümmungen, die von hohen Ufern
zingefaßt sind, und überall dort, wo der Stromstrich des großen Hochwassers
dem Strombette zu folgen genöthigt ist, also z. B. in den natürlichen oder
künstlichen Hochwasserstromengen. Auch wo durch vorzeitige Ausuferung die
räumende Kraft der Hochwasserfluthen vermindert wird, z. B. in Krümmungen
mit niedrigen Ufern und an anderen Stellen, die durch Seitenströmungen einen
wesentlichen Theil der Hochwassermenge verloren haben, ist infolge der seitlichen
Abführung der Fluthmassen über die niedrigen Ufer eine Erweiterung des Bettes
entstanden, wenn das Ufergelände geringere Widerstandsfähigkeit besitzt als die
Sohle des Strombetts, oder wenn durch starke Geschiebezufuhr Verflachungen
der Sohle eingetreten sind. Vor dem Ausbaue fanden sich derartige, durch die
Beschaffenheit des Strombetts und die Geschiebeführung verursachte Ueberbreiten
an der Oberen Weser in größerer Zahl und waren zum Theile sogar bis zur
Inselbildung, Spaltung oder Zerfaserung des Stromlaufs gediehen. Wie in
der Darstellung der Grundrißform mitgetheilt, ist bein planmäßigen Ausbaue
mit geringfügigen Ausnahmen ein einheitliches Bett hergestellt worden; die meisten
Inseln sind, oft bis zur Unkenntlichkeit ihrer ehemaligen Lage, landfest gemacht
und jene Ueberbreiten durch Einschränkung beseitigt worden.
Daß bezüglich der Ueberschwemmungsgefahr bei den öfters vorkommenden
Anschwellungen günstige Zustände an der Oberen Weser bestehen, läßt sich durch eine
Vergleichung der Uferhöhen mit der Höhenlage des mittleren Hochwassers zahlen—
mnäßig darlegen. Im Einzelnen ergiebt es sich aus einer Betrachtung des
Längenschnitts (Bl. 27) und der Querschnitte (Bl. 29,31), sowie aus den Mit—
theilungen über Grundrißform und Gefällverhältnisse, bei denen die Ursachen
der Seitenströmungen und Ausuferungen, sowie ihre Beziehungen zur Gestalt des
Strombetts nachgewiesen sind. — Die Höhenlage des angenommenen mittleren
Hochwassers über dem angenommenen Mittelwasser beträgt an den wichtigsten
Pegeln der Oberen Wesererd. 3,1/8,7 in, durchschnittlich etwa 83,4 m. Dagegen
beträgt die durchschnittliche Höhenlage der Uferborden über Mittelwasser nach
zahlreichen Querschnitten, bei denen sie zwischen 1,7 und 4,22m schwankt, durch—
schnittlich etwa 2,7 /2,9 m in den oberen Strecken von Münden bis zur Emmer—
mündung underd. 3,0/3,2 mein den unteren Strecken von da bis zur Weserscharte.
Im großen Durchschnitte liegt also das mittlere Hochwasser rd. 0,5 m höher
als die Uferborden, und zwar in den oberen Strecken etwas mehr, in den unteren
etwas weniger. Dieses Maß bedeutet aber nach den Tabellen über die Häufigkeit
der Wasserstände nicht ganz 0,7 “0 aller Beobachtungstage oder jährlich etwa
2 bis 3 Tage, wie oben bereits mitgetheilt ist.
Man darf aus diesen Zahlen nicht etwa folgern, daß die oberen Strecken
den an sich überhaupt nicht sehr häufigen Ueberschwemmungen in größerem Maße
als die unteren ausgesetzt seien. Denn in den beiden Erosionthälern Münden —
Herstelle und Forstbachmündung —Emmermündung erhebt sich gewöhnlich das
Seitengelände von den Uferborden an so rasch zur hochwasserfreien Höhe, daß
nur kleine Flächen unter Wasser gerathen, ebenso im Blothoer Engthale. Auch