232 —
neben denjenigen Mühlen, die unzureichende Freigerinne besaßen, hinreichend
große Umfluthen angelegt wurden. Der Querschnitt der Aller war so bemessen,
daß bei einer 13/2-fachen Böschung und bei einer durchschnittlichen Tiefe von
1,26 m (4 Fuß) die Sohlenbreite betrug: von der Neuen Mühle oberhalb Wefer—
lingen bis zur Einmündung der Spetze 8s,14 m (10 Fuß), von da bis zur Lapau—
mündung 4,39 m (14 Fuß) und von da bis zur Schäferbrücke bei Oebisfelde
5,02 m (16 Fuß). Unterhalb Oebisfelde bis zur Grafhorster Schleuse, also bis
zum Endpunkte des Oberlaufs, sollte der Wasserlauf ein Bett mit 25,2-fachen
Böschungen, aber nur mit einer Sohlenbreite von 8,14 m (10 Fuß) erhalten.
Indessen hat sich dieser Querschnitt in der untersten Strecke bei den Hochfluthen
nicht gehalten, sodaß den späteren Nacharbeiten ein mittlerer Querschnitt von
9,6 m Sohlenbreite, 12,6 meoberer Breite und 1,6 mm Tiefe zu Grunde gelegt
worden ist. Aber auch nach der Erweiterung der Querschnitte sind noch wieder—
holte Abbrüche der Ufer entstanden.
An den Mühlen bei Lockstedt, bei und unterhalb Gehrendorf und bei
Büstedt handelte es sich bei der Herstellung der Freifluthen nur um kleinere An—
lagen; größeren Umfang nahmen dagegen die Arbeiten bei Oebisfelde an, wo
sich unterhalb der Stadt zwei Mühlen, die Kaltendorfer und die Jahns-Mühle,
befinden. Hier wurde der Lauf der Aller, die sich von Büstedt nach Norden
wendet und dann, um die Stadt Oebisfelde in einem Bogen herumziehend,
wieder westliche Richtung wie oberhalb der Stadt annimmt, sowohl oberhalb
wie unterhalb der Mühlen möglichst begradigt und in regelmäßigem Querschnitt
ausgebaut. Doch hat auch hier wie in der unterhalb gelegenen Allerstrecke nach—
träglich eine Vergrößerung des ursprünglichen Querschnitts erfolgen müssen, so—
daß er jetzt im Mittel 2,90 m Sohlenbreite, 8,8 mobere Breite und ungefähr
L,5m Tiefe hat. Außerdem errichtete man zur Regelung des Zuflusses zu den
Mühlen eine Schleuse von 5,65 m (18 Fuß) lichter Weite, durch die der Kalten—
dorfer Mühle bei bordvollem oder höherem Wasserstande nicht mehr Wasser zu—
geführt werden soll, als diese ohne Ueberschreitung ihres Stauziels durch ihre
Betriebsgerinne abführen kann. Zur Ableitung der übrigen Wassermassen wurde
ferner unter Benutzung eines vorhandenen kleinen Wasserlaufs eine Freifluth an—
gelegt, die gleich unterhalb Büstedt dort, wo die Aller sich nach Norden wendet,
abzweigt und sich erst wieder mit ihr mehr als 2 Km unterhalb vereinigt. Sie
hat bei einer mittleren Tiefe von 1,26 m (4 Fuß) und 22/2-facher Böschung
1,88 me(6 Fuß) Sohlenbreite erhalten. Zur Regelung des Wasserzuflusses zur
Kaltendorfer- und Jahns-Mühle ist nahe ihrer Abzweigung eine Schleuse von
5,00 mm lichter Weite angelegt. Zu bemerken ist noch, daß diese Freifluth jetzt
Aller genannt wird, während der ehemalige Hauptlauf der Aller bei Oebisfelde
jetzt Mühlenkanal heißt. — Zur Förderung der Vorfluth bei Hochwasser wurde
schließlich noch die lichte Weite der Schäferbrücke, die in dem das Allerthal
zwischen Büstedt und Oebisfelde durchquerenden sogenannten Steindamme liegt,
auf 15,00 mm vergrößert.
Durch die am Oberlaufe der Aller durchgeführten Maßnahmen war keines—
wegs eine vollständige Verhütung von Ueberschwemmungen bezweckt worden, denn
für die Abführung des Winterhochwassers, dessen Höchstwassermenge in der Sekunde