Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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damals allerdings sehr reichlich auf 93 ebm (3600 Kubikfuß) geschätzt war, 
reichten die gewählten Querschnitte bei Weitem nicht hin; man wollte vielmehr 
nur verhüten, daß auch schon durch kleinere Sommerhochwasser eine Schädigung 
der Ernten einträte. Dieser Zweck ist auch vollständig erreicht worden; stellen— 
weise hat man sogar in Folge der Senkung der Wasserstände frühere Wiesen 
in Aecker umgewandelt. Eine weitere Senkung der Wasserstände würde zum 
Theil sogar unerwünscht sein, da dadurch den vorhandenen Wiesen die erforder— 
liche Feuchtigkeit entzogen werden würde. 
b) Mittellauf. 
Die wichtigsten, hier zur Durchführung gelangten wasserbaulichen Maß— 
nahmen stehen im Zusammenhange mit der bereits im achtzehnten Jahrhundert 
begonnenen Entwässerung des Drömlings. Dieser, der allerdings nur zum kleine⸗ 
ren Theile zum Allergebiete, in der Hauptsache aber zum Elbegebiete gehört, war 
früher eine sumpfige, bruchige Landschaft, die nur sehr spärlich besiedelt war. 
Die beiden Hauptvorfluther des Geländes waren einerseits die Aller und anderer— 
seits die zur Elbe entwässernde Ohre. Da beide Wasserläufe in der Nähe von 
Grafhorst in nicht sehr bedeutender Entfernung an einander vorbeiflossen und 
natürliche Bodenerhebungen nicht vorhanden waren, konnte bei Hochwasser ein 
Theil der Wassermassen der Aller hier ungestört seinen Weg nach dem zum Elbe⸗ 
gebiete gehörigen Drömlingsantheil nehmen. Sowohl Ohre wie Aller gewährten 
indessen nur sehr mangelhafte Vorfluth; theils lag dies in den natürlichen Ver— 
hältnissen der Wasserläufe, die vielfache starke Krümmungen bei schmalem Quer⸗ 
schnitte und geringem Gefälle hatten, theils war aber auch die Vorfluth noch 
durch Mühlenanlagen behindert. So war im achtzehnten Jahrhundert das ganze 
Gelände nicht viel mehr als ein großer Sumpf, in dem nur ganz unbedeutende 
Flächen genutzt werden konnten. Friedrich der Große, der an vielen Punkten 
Preußens Gegenden, die von Natur unwirthlich waren, der Kultur erschlossen hat, 
unternahm es auch hier, den Drömling trocken zu legen und der Landwirthschaft 
weite Flächen nutzbar zu machen. Zu diesem Zwecke setzte er sich mit den beiden 
anderen betheiligten Staaten, Hannover und Braunschweig, in Verbindung, um 
sowohl in der Aller, wie in der Ohre günstigere Vorfluthverhältnisse zu schaffen. 
Was die Aller betrifft, so war der Vorschlag gemacht, diese von oberhalb Oebisfelde 
bis Wolfsburg auszubauen und von hier bis Gifhorn neben dem Flusse einen 
Kanal anzulegen. Hannover und Braunschweig lehnten es indessen ab, sich an den 
Arbeiten zu betheiligen, und überließen es Preußen, seinen Theil des Drömlings, 
der eine Fläche von ungefähr 4860 qkmm umfaßte, allein zu entwässern. Der Grund 
für die Ablehnung lag einestheils darin, daß damals die Mittel zur Ausführung 
so bedeutender Bauten nur schwer aufzubringen gewesen wären; andererseits 
bestand in Hannover die Furcht, daß durch den Ausbau der Aller in den oberen 
Strecken der Ablauf des Hochwassers beschleunigt würde und dadurch Nachtheile 
für die Anwohner der Flußstrecke oberhalb Celle entstehen könnten. Friedrich der 
Große sah sich daher veranlaßt, mit der Entwässerung des preußischen Theils 
des Drömlings, der hauptsächlich im Elbegebiete lag, allein vorzugehen. Durch 
die Beseitigung des Mühlenstaues bei Kalvörde, über die mit Braunschweig schon
	        
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