Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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das Gefälle, wie oben angegeben, ganz beträchtlich abnimmt, sind nur noch drei 
Mühlenanlagen, bei Gifhorn, bei Dieckhorst und bei Wienhausen vorhanden, 
während am Unterlaufe nur gleich am Anfange dieser Strecke, bei Celle, sich 
eine Anlage, die allerdings von größerer Bedeutung als die übrigen ist, vor— 
findet. Einige Angaben über die Ausnutzung und die Größe der gewonnenen 
Wasserkräfte an dieser letzteren Anlage sind am Schlusse des vorigen Abschnitts ge— 
macht worden. Dort ist auch hervorgehoben, daß durch die hier befindliche Wehr— 
anlage eine sogenannte Wasserkunst in Betrieb gehalten wird. Durch diese Wasser— 
kunst werden täglich 166 ebm Wasser der städtischen Wasserleitung zugeführt, 
welche die öffentlichen Brunnen der Stadt, die zu Feuerlöschzwecken dienenden 
Nothpfosten und eine Anzahl von Privathäusern mit Wasser versorgt. 
In größerem Umfange wird das Wasser der Aller auch für Bewässerungs— 
anlagen in Verwendung genommen. Abgesehen von einzelnen kleineren Anlagen 
geschieht dies namentlich, wie schon früher mitgetheilt ist, am Allerkanale und 
im sogenannten Osterbruche. Die beiden bedeutendsten Anlagen dagegen, die auf 
S. 34/35 näher beschriebene Bewässerungsanlage bei Müden— Nienhof und die— 
jenige bei Langlingen, werden, obgleich sie im Allerthale liegen, doch mit Oker— 
wasser versorgt. 
Zur Erzielung einer ausreichenden Bewässerung der an der Aller gelegenen 
Ländereien, die wegen ihrer sandigen Beschaffenheit, namentlich unterhalb Celle 
etwa bis zur Leine, einer künstlichen Anfeuchtung sehr bedürfen, und zugleich zur 
Beseitigung der auf S. 243,8 besprochenen, durch die Aufhöhung der Ufer entstehen— 
den Nachtheile, ist schon mehrfach die Kanalisierung des Unterlaufs empfohlen 
worden. Eine allgemeine Untersuchung der Meliorationsbaubeamten hat allerdings 
ergeben, daß nicht unbeträchtliche Flächen von einer solchen Anlage Nutzen ziehen 
würden. Durch eingehender bearbeitete Entwürfe wird aber erst noch darzuthun 
sein, in welchem Verhältniß die aufzuwendenden Kosten zu dem zu erwartenden 
Nutzen stehen werden. 
Zur Erreichung desselben Zwecks ist auch eine Aufhöhung des Niedrig— 
wassers durch Zuführung von Wasser in trockener Zeit aus Staubecken, die im 
Okergebiete angelegt werden sollen, empfohlen worden. Jedenfalls würden, wenn 
auch nur eine mäßige Aufhöhung des Wasserstandes bei kleinem Wasser bewirkt 
werden soll, die Sammelbecken einen nicht unbeträchtlichen Fassungsraum besitzen 
müssen. Ob geeignete Stellen zur Anlegung solcher Becken im Okergebiete vor— 
handen sind, wird auch noch erst durch genaue Ermittlungen festzustellen sein. 
Schiffahrt besteht auf der Aller schon seit vielen Jahrhunderten; doch er— 
streckte sie sich vornehmlich nur bis Celle. Diese Stadt liegt am Endpunkte der 
Schiffahrtstraße insofern sehr günstig, als hier Ausläufer der Lüneburger Heide 
bis unmittelbar an den Fluß herantreten und dadurch ein bequemer Umschlag 
zwischen Land- und Wasserbeförderung ermöglicht ist. Im achtzehnten Jahr— 
hundert war zwar, wie oben angegeben, der Versuch gemacht worden, die Aller 
auch oberhalb Celle bis Gifhorn für den Schiffsverkehr umzugestalten. Der Ver— 
such schlug aber fehl und die vorhandenen Einrichtungen wurden theils wieder 
beseitigt, verfielen auch theils im Laufe der Zeit. So blieb nur der Verkehr 
bis Celle, der aber auch in den siebziger Jahren aus den früher angegebenen
	        
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