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An der schiffbaren Aller schwankt der Wasserstand wesentlich mehr. Be—
merkenswerther Weise wird jedoch durch den Hinzutritt der Leine das Gesammt—
maß der Wasserstandsschwankung fast gar nicht vergrößert, weil das Hochwasser
immer größere Flächen überschwemmt. Denn schon bei Winsen liegt zwischen
den äußersten Wasserständen vom Juli 1893 und vom März 1881 ein nahezu
ebenso großer Spielraum (3,7 m) wie bei Ahlden (8,8 m) und Westen (3,9 w).
Daß dieser bei Verden auf mehr als 5mm wächst, liegt hauptsächlich an der
Einströmung des Weserhochwassers in die Mündungstrecke der Aller, was man
daraus erkennen kann, daß der Höchststand hier schon einen Tag früher eintrat
als bei Winsen bis Westen.
Bei der soeben erwähnten Uebereinstimmung im Gesammtmaß der Wasser—
standsschwankung, die an den Pegelstellen der schiffbaren Flußstrecke zu bemerken
ist, nimmt jedoch das MWezwischen den äußersten Wasserständen nicht überall
die gleiche Lage ein. Die Abweichungen nach beiden Seiten haben nämlich
die Beträge:
MWVANNW HHVWVAMW
Winsen
Ahlden
Westen
M m
1,06 2,65
148 2,835
1,332 2,57
Bei Winsen ist hiernach die Abweichung nach unten hin nicht unbeträchtlich
kleiner, die nach oben hin aber etwas größer als an den beiden Pegelstellen
unterhalb des Hinzutrittes der Leine, was darauf zurückzuführen ist, daß die
Ausuferungen hier früher beginnen und die überschwemmten Gebiete einen größeren
Umfang besitzen.
Auf diese Erscheinung wird man auch hingewiesen, wenn man das Verhältniß
zwischen der mittleren Jahresschwankung (MDV-MNW) und dem äußersten
Wasserstandsunterschiede (IIIIV--NNW) betrachtet. Zuvor sei bemerkt, daß die
in den folgenden Tabellen angeführten Zahlen, um möglichst mit einander ver—
gleichbar zu sein, wie das schon soeben angewendete MWefür die Zeit 1871/ 1900
gelten, wozu für Ahlden eine Ergänzung der Beobachtungen nach denen der
anderen Pegelstellen nothwendig war. Uebrigens weichen die am Schluß der
Tabelle auf S. 263 für Ahlden, Westen und Verden angegebenen Hauptzahlen
nur wenig von denen der dreißigjährigen Zeitspanne ab.
Die mittlere Jahresschwankung wächst von Pegelstelle zu Pegelstelle, wenn
auch nicht in dem Maße wie das Entwässerungsgebiet. Insbesondere erfährt sie,
abweichend von dem Verhalten der äußersten Schwankung, auch durch die Leine
eine nicht unbeträchtliche Vermehrung. Dadurch wird aber der Betrag, um den
die äußerste Schwankung die mittlere überragt, unterhalb der Leine verhältniß⸗
mäßig geringer, und zwar ist diese Abnahme eine recht bedeutende; denn bei
Winsen ist.die äußerste Schwankung um 650/0 größer als die mittlere, bei Ahlden
und Westen aber nur um 37 und 3400. Offenbar treten also unterhalb der Leine—
mündung infolge des früheren Beginnes der Ausuferung sehr viel mehr Hoch—⸗
fluthen auf, deren Höhe sich der des äußersten bekannten Wasserstandes nähert,
als an der oberen Flußstrecke.