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rechts her eine niedrige Verwallung, die das zwischen Aller und Oker gelegene
Dorf Gerstenbüttel gegen Ueberschwemmungen schützt, an das Mittelwasserbett
heranzieht, dann aber unmittelbar an der Mündung wieder zurücktritt.
6. und 7. Form und Bodenzustände des Flußthals.
Wie schon im vorigen Abschnitte hervorgehoben wurde, ist das Thal der
Oker im Harze zumeist nur sehr schmal und eng. Dabei nimmt es von der
Quelle aus bis in die Nähe des Austritts aus dem Harze beständig an Tiefe zu,
da der Fluß sich mit starkem Gefälle seinen Weg aus dem Gebirge sucht,
während die Hochfläche des Oberharzes allmählicher nach dem Nordabhange
zu sinkt. Die Thalsohle liegt daher etwa in der Mitte zwischen Romkerhall und
Oker ungefähr 350 bis 400 im unter den benachbarten Höhen. Die steilen Fels—
wände sind theilweise mit einer dünnen Schicht von Waldboden bedeckt, erheben
sich auch theilweise ganz nackt mit fast senkrecht erscheinenden Hängen von der
Sohle zu den hochoben liegenden Höhen.
Unmittelbar nachdem der Fluß bei Oker, wo von links her der Gosebach
zufließt, den Nordabhang des Harzes verlassen hat, erweitert sich das Thal sofort
und auch die Thalwände erhalten sehr viel flachere Neigung. Die Sohle ist,
wie vorhin bereits mitgetheilt, hier überdeckt von den Schottermassen, welche der
Wasserlauf bei Hochwasser aus dem engen Felsthale mitgerissen und hinabgeführt
hat, während die Abhänge theilweise mit Wald bedeckt sind, theilweise auch Ackerland
aufweisen. Etwas weiter unterhalb, in der Gegend von Harlingerode, weitet sich nach
Osten hin das Thal zu der flachwelligen Landschaft aus, in der die meisten rechtseitigen
Harzzuflüsse ihren Weg zur Oker nehmen, während im Westen das Thal von niedrigen
Höhen begleitet wird, die sich bis zum Harlyberg hinziehen, an dessen bewaldete
Ausläufer der Fluß nördlich von Vienenburg unmittelbar herantritt. Nordwärts
dieses Bergzuges flachen sich auch die westlichen Höhen mehr aus. Doch haben
sie immer noch etwas größere Höhe und steigen auch etwas steiler zum Flusse
herab, als die ganz flachen, niedrigen Bodenwellen im Osten.
Unterhalb der Ausmündung des Hornburg-Oscherslebener Thales in das
Okerthal treten aber auch die östlichen Erhebungen etwas schärfer hervor, sodaß
etwa von Börssum ab ein ungefähr 1Kme breites Thal entsteht, daß auf beiden
Seiten von sanft aufsteigenden niedrigen Höhen begleitet wird. Bei Hedwigsburg
zieht sich das Thal noch etwas mehr zusammen, sodaß es bis Braunschweig hin,
abgesehen von einzelnen Erweiterungen, nur noch eine Breite von etwa 300 bis
600 m hat.
Bei der Stadt Braunschweig beginnen sich die niedrigen Erhebungen an beiden
Seiten des Flusses mehr und mehr auszuflachen und treten auch allmählich von der
Oker zurück; während sie aber auf der Westseite so niedrig werden, daß die
Wasserscheide zwischen dem Fuhse- und Okergebiete nur durch eine sanfte Boden—
schwellung gebildet wird, treten unterhalb der Schuntermündung niedrige Hügel
bis an den Fluß heran und begleiten ihn bis unterhalb Hillerse. Dann ziehen
auch sie sich zurück und machen den dünenartigen Erhebungen Platz, die im Thale
der Aller diesen Fluß begleiten. Oberhalb Seershausen rücken diese auf beiden