Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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in der oberen Oker selbst; doch trifft bei gleichzeitiger Erregung dieser Gewässer 
das Hochwasser der Ilse infolge ihrer größeren Lauflänge erst einige Stunden 
nach dem der Oker ein. Weit gemächlicher führen die Altenau und die 
Schunter mit der Waabe und dem Sandbach aus ihrem nur schwach-welligen 
Niederschlagsgebiete das Wasser ab. Beim Abschmelzen der Schneedecke kommt 
dabei ihr Hochwasser gewöhnlich mit einem solchen der Oker zusammen; nach 
Gewitterregen im Sommer stellen sich dagegen öfter blos in diesen Neben— 
gewässern Hochfluthen ein, was freilich wohl seltener der Fall ist, als daß nur 
vom Harze her Hochwasser niederströmt. 
3. Wasserstandsbewegung. 4. Häufigkeit der Wasserstände. 
Am Oberlaufe des Flusses befindet sich die Pegelstelle Schladen, für die 
seit dem 1. November 1859 Aufzeichnungen ohne nennenswerthe Lücken gemacht 
sind, sodaß die Mittelwerthe (wie bei der Leine) für 1861, 1900 berechnet werden 
konnten. Bei ihrer Benutzung muß zwar berücksichtigt werden, daß bei sommer— 
lichen Hochfluthen der größte Theil der Wassermassen durch den Mühlengraben 
der Domäne Schladen um die Pegelstelle herumgeleitet wird; doch kommt das 
Gesammtgepräge des Abflußvorganges noch recht gut zum Ausdrucke. Weniger ist 
dies bei den mit dem 1. April 1886 beginnenden Aufzeichnungen für den Pegel 
am Harzthore zu Wolfenbüttel der Fall, dessen Nullpunkt auf 4 76,212 mm liegt. 
Der Pegel befindet sich nämlich in einem der auf S. 287 erwähnten Umfluthkanäle, 
und zwar oberhalb der in diesen eingebauten Schleuse. Bei gewöhnlichen Wasser— 
ständen ist diese und auch die Schleuse im anderen Umfluther völlig geschlossen, die 
Hauptschleuse in der Stadt aber ganz offen. Sobald dagegen das Wasser während 
der Monate Mai / September über — 0,10 m oder während der übrigen Monate 
über Null a. P. steigt, wird die Hauptschleuse mit steigendem Wasser mehr und mehr 
geschlossen und schließlich alles Wasser durch die Umgehungskanäle geleitet, und 
so bieten die Pegelstände grade für die Zeiten eintretenden Hochwassers keinen 
Maßstab für die abströmenden Wassermengen. Seit dem 29. November 1887 
wird der Wasserstand außerdem noch an einem Pegel bei Meinersen, am Unter— 
laufe des Flusses, regelmäßig abgelesen. Doch befindet sich dieser Pegel so be— 
trächtlich im Stau, daß eine Oeffnung der großen Schleuse bei Meinersen eine 
plötzliche Erniedrigung des Wasserstandes zuweilen bis zu 0,8 m oder vielleicht 
noch etwas mehr bewirkt und mit ziemlicher Sicherheit sich erkennen läßt, daß 
fast jedes raschere Sinken des Wasserstandes auf diese Ursache zurückzuführen ist. 
Den künstlichen Einwirkungen auf den Abflußvorgang ist auch großentheils 
zuzuschreiben, daß bei der Linie des MIW zwischen ihrem durch das Schmelzen 
des Schnees hervorgerufenen oberen Scheitel im März und ihrem, auf den Sep⸗ 
tember treffenden, unteren Umkehrpunkte ein recht geringfügiger, nämlich nur 
0,25/0,34 m großer Spielraum liegt; denn die Abflußmengen sind, wie im 
7. Abschnitte gezeigt wird, im Kreislaufe des Jahres recht bedeutenden Schwankungen 
unterworfen. Das MNW hält sich bei seinen Veränderungen von Monat zu 
Monat in noch engeren Grenzen als das MW, wobei es auch zur Zeit der 
Schneeschmelze nicht einmal die Höhe des Jahresmittelwassers erreicht, obschon
	        
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