Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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die vorangegangenen Monate waren recht regnerisch gewesen und auch im Juli 
hatte es fast täglich geregnet, wobei vom 30. Juni bis zum Morgen des 10. Juli 
auf dem Brocken 80,8 mmngefallen waren und z. B. in Wasserleben an der Ilse 
in 4 156 m Höhe 35,8 min. Die oberen Bodenschichten waren also zu einer 
weiteren Wasseraufnahme wohl kaum noch fähig, als es am 10. aufs Neue zu 
regnen begann und schließlich am Abend und zur Nacht dermaßen goß, daß die 
am nächsten Morgen gemessene Regenhöhe auf dem Brocken 106,2 min und in 
Wasserleben 57,7 mm betrug. Die Wassermengen strömten mit solcher Schnellig— 
keit thalwärts, daß der Höchststand der Oker bei Schladen schon an dem nämlichen 
Morgen um 6 Uhr eintrat, und zwar betrug er 3,47 m a. P. oder 3,19 m mehr 
als am Mittag zuvor und währte dabei 21,3 Stunden. Am Mittag war das 
Wasser auf 3,09 m, am nächsten Mittag (12. Juli) dagegen schon wieder auf 
1,09 m gefallen. Bei Wolfenbüttel, wo die Außenschleusen schon am 10. geöffnet 
waren und der Wasserstand hiernach am Mittag des 11. erst 0,03 m a. P. be— 
trug, traf der Fluthscheitel in der Höhe von 2,19 m a. P. zwar auch noch am 
11., doch erst abends um 11 Uhr ein. Er hatte demnach die Zwischenstrecke von 
19,2 Km nur mit einer Geschwindigkeit von 1,13 kmmein der Stunde durchmessen, 
deren für eine doch nicht grade gefällarme Flußstrecke sehr kleiner Betrag wohl auf 
die schon erwähnten Abflußhindernisse und auch darauf zurückzuführen ist, daß die 
Ilse, die bei ungefähr gleichem Gefälle eine etwas größere Lauflänge hat als 
die Oker, bei Gleichzeitigkeit der Niederschläge ihr Hochwasser einige Stunden 
später bringt als die Oker. In Meinersen wurde der Fluthscheitel erst am 13. 
beobachtet; er pflanzte sich also von Wolfenbüttel ab noch viel langsamer fort 
als bis dort hin. 
In den ersten Tagen des August 1896 war der Nordharz ebenfalls von sehr 
starken Niederschlägen getroffen worden; denn die am Morgen des 2. und 
3. des Monats gemessenen Niederschlagshöhen betrugen auf dem Brocken 21,7 
und 95,2 mm, in Ilsenburg 15,5 und 64,4 mm, in Stapelburg 38,3 und 102,4 mm 
u. s. f. Hier am Rande des Gebirges fielen sogar stellenweise noch viel größere 
Regenmengen als 1898, so z. B. in Harzburg in 24 Stunden (2./8.) 1655,8 mm. 
Dennoch war die Höhe der Anschwellung und dementsprechend auch die höchste 
sekundliche Abflußmenge damals beträchtlich kleiner als 1898 (vergl. S. 312). 
Das weniger große Ungestüm des Hochwassers vom August 1896 ist vielleicht 
dem Umstande zu verdanken, daß der Niederschlag innerhalb einer etwas längeren 
Zeit erfolgte; außerdem scheint ein Theil des Wassers zunächst in den Boden 
eingedrungen zu sein, da man z. B. in Harzburg „am nächsten Tage (am 3.) 
nachmittags mitten auf dem festen Wege „Unter der Eichen“ Quellen von 
Daumesstärke hervorbrechen sah und an den Seiten solche bis zu 3 em Durch— 
messer beobachtete; erst einige Tage später versiegten die letzten.“ (Kaßner, das 
Unwetter am 2. August 1896 in Mittel-Deutschland. Wetter 1897.). Immerhin 
schwoll die Oker a. P. zu Schladen am 2. August zwischen 12 und J Uhr mittags 
oon — 0,02 auf 0,55 m a. P. an und der Fluthscheitel, der um 9,2 Uhr 
abends eintrat, reichte bis auf 2,76 m empor. Bei Meinersen hatte die Fluthwelle 
dagegen eine ganz flache Form, wobei der hier erst am 5. August beobachtete 
Höchststand nur 1,70 mea. P. betrug.
	        
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