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Bei der beträchtlich kleineren Anschwellung im Mai 18898 erforderte das
Fortschreiten des Fluthscheitels von Schladen bis Meinersen nach Tabellenbd. S. 1659
Z31/. Tag, bei der noch geringeren im November 1890 sogar 6 Tage, und so
kann man, da die betrachteten Fälle ein so verschiedenes Gepräge besitzen, wohl
ziemlich allgemein behaupten, daß bei Sommerhochwassern der Fluthscheitel aller—
frühestens in zwei Tagen, wenn sie nicht sehr bedeutend sind, meist aber erst in
etwas längerer Zeit an der Mündung des Flusses eintrifft. Die beim Schmelzen
des Schnees auftretenden Hochwasser verhalten sich dagegen in dieser Hinsicht sehr
verschieden; wenn das Schmelzwasser hauptsächlich aus dem unmittelbar zum
Unterlaufe des Flusses entwässernden Gebiete kommt, während in den Bergen der
Frost noch fortdauert, tritt der Höchststand in der unteren Flußstrecke nicht selten
nehrere Tage früher ein als am Oberlaufe, dessen Anschwellung dann natur—
gemäß überhaupt nur geringfügig ist. Das große Hochwasser vom März 1881
(Tabellenbd. S. 153), das durch starke, mit Schnee untermischte Regenfälle her—
vorgerufen wurde, glich dagegen in seinem Verlaufe anscheinend ganz den
Sommerhochwassern. Denn bei Schladen stieg das Wasser sehr schnell um mehrere
Meter, und einen Tag später, am 11. März, hatte sich der Fluthscheitel bis nach
Braunschweig fortgepflanzt. Von den beiden Fluthwellen im März 1888 (Tabellen—
band S. 156) trägt dagegen nur die erste dieses Gepräge, während bei der zweiten
die Reihe für Schladen nur eine ganz belanglose Anschwellung zeigt, die für
Meinersen aber eine bedeutendere mit einem um 2 Tage früheren Eintreten des
Höchststandes. Nach dem Ablaufen der ersten, durch Thauwetter mit Regen her—
vorgerufenen Fluthwelle war nämlich auch im Hügellande aufs Neue Frostwetter
mit Schneefällen eingetreten, worauf es gegen Ende des Monats wieder wärmer
wurde und zu regnen begann, sodaß nun das Vorland des Gebirges endgültig
schneefrei wurde.
In der Tabelle (S. 307) sind die bei den bedeutenderen Hochfluthen beob—
achteten Höchststände zusammengestellt.
Das Eis verschwindet, wenn das Schmelzwasser den Wasserspiegel zu heben
beginnt, aus der oberen Oker und ihren Nebenbächen gewöhnlich sehr rasch; nur
in den Thalengen und an den Brücken treten manchmal auf kurze Zeit Eis—
oersetzungen ein. Im Unterlauf ist die Eisdecke dagegen öfter von längerer
Dauer; beispielsweise war 1893 der Fluß bei Meinersen vom 53. Januar bis zum
11. Februar zugefroren, bei Schladen aber nur bis zum 22. Januar, und 1895
stand das Eis bei Meinersen vom 28. Januar bis zum 3. März, bei Schladen
aber nur vom 8. bis zum 17. Februar.
7. Wassermengen.
Die Wassermengen der Oker werden im Herzogthume Braunschweig schon
seit längerer Zeit fortgesetzt beobachtet. So hat der Herzogl. Kreisbauinspektor
Osten eine handschriftlich vorliegende Untersuchung über die Wasserverhältnisse
der Oker an den Schleusen zu Wolfenbüttel verfaßt, worin die täglichen Wasser—
mengen des Flusses, berechnet nach den Wasserständen am Harzthorpegel und der
Stellung der Schützen an den einzelnen Schleusen, für die Zeit 1. April 1887 bis