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Entwurf für den Ausbau der Leine vorgelegt werden. Durch diesen Entwurf
wurde festgestellt, daß die Leine im Allgemeinen für den Verkehr von größeren
Schiffen durch Anlegung von Flußbauwerken nicht in ausreichender Weise ver—
tieft werden könnte und daß ein Ausbau durch solche Bauwerke allenfalls nur
in der untersten Strecke von Schwarmstedt abwärts erfolgen könnte. Im Uebrigen
war in dem Entwurfe eine Kanalisierung in's Auge gefaßt worden. Das Ziel, das
durch diese Kanalisierung und durch den Ausbau der untersten Strecke erreicht
werden sollte, ging dahin, auch bei niedrigstem Wasserstande eine Schiffahrt—
straße von mindestens 1,25 im zu schaffen. Zu diesem Zwecke war von Schwarm—
stedt aufwärts die Anlage von 13 Staustufen, wobei das bei Herrenhausen
vorhandene Wehr mitbenutzt werden sollte, vorgesehen. Die Schleusen sollten
dabei im Allgemeinen die Abmessungen derjenigen im Kanale von Dortmund nach
den Emshäfen erhalten; insbesondere war auch über dem Oberdrempel eine Tiefe
von 2,5 m angenommen, damit bei reichlicherer Wasserführung, bei der auch in der
untersten Strecke der Leine und in der Aller Schiffe mit größerem Tiefgange
oerkehren könnten, diesen der Weg durch die kanalisierte Strecke nicht erschwert
oder verschlossen wüurde. Im Zusammenhange mit dem Ausbaue der Leine sollte
auch, wie bei Besprechung der Verhältnisse an der Aller schon hervorgehoben
worden ist, ein entsprechender Ausbau dieses Flusses stattfinden, sodaß eine be—
queme Schiffahrtstraße von Hannover durch die Leine, Aller und Weser nach
Bremen geschaffen würde.
Der dem oben bezeichneten Entwurfe entsprechend aufgestellte Kostenanschlag
für den Ausbau der Leine schloß nach den Festsetzungen der Vorprüfung mit einer
Summe von 10 127 000 Mark ab. Da es aber sehr ungewiß war, ob die
Steigerung des Schiffverkehrs eine derartige sein würde, daß die Aufwendung
einer so hohen Summe, zu der noch diejenige für den Ausbau der untersten
Allerstrecke hinzukam, auch wirthschaftlich gerechtfertigt wäre, wurde zunächst von
der weiteren Verfolgung des Entwurfs abgesehen, zumal durch die Anlage des
sogenannten Mittellandkanals, dessen Ausführung inzwischen in Aussicht genommen
war, eine andere günstigere Verbindung Hannovers mit der Weser und mit
Bremen herbeigeführt worden wäre.
Da in der folgenden Zeit die Schiffahrt auf der Leine immer mehr zurück—
zing, wurde auch der früher eingeleitete Ausbau der Leine für kleine Fahrzeuge
aicht weiter fortgesetzt; vielmehr fand nur noch eine auf das Nothwendigste be—
schränkte Unterhaltung der Flußbauwerke statt. Ja es entstand um die Mitte der
geunziger Jahre die Frage, ob man die Leine nicht aus der Reihe der schiff⸗
baren Flüsse streichen solle. Ein solches Aufgeben des Flusses als Schiffahrt—
straße hätte den Vortheil geboten, daß Anlagen zur besseren Bewässerung der
Ländereien hätten geschaffen werden können, die grade an der unteren Flußstrecke
besonders nöthig sind, deren Ausführung aber mit der Aufrechterhaltung
der Schiffahrt nicht vereinbar ist. Indessen ist auch von der Entscheidung
dieser Frage noch so lange abgesehen worden, als sich nicht übersehen läßt, in welcher
Weise Hannover mit der Weser in gute schiffbare Verbindung gebracht werden wird.
Die sonst ausgeführten Flußbauten an der Leine sind nicht zur Verbesserung
des Flusses als Schiffahrtstraße, sondern zur Verbesserung der Vorfluthverhältnisse