Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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ausgeführt worden. Dabei handelt es sich zumeist um Gradelegung des Flusses 
und um Anlage von leistungsfähigeren Durchstichen anstatt der alten engen und 
gekrümmten Flußstrecken. 
Eine der älteren derartigen Anlagen ist in den Jahren 1871/72 bei Fried— 
land zur Ausführung gekommen. Hier befanden sich ehemals zwei Arme, die 
beide den Ort Friedland durchflossen. Der bedeutendere von ihnen, der östliche, 
war theilweise durch eine Stauanlage gesperrt, durch die das Wasser dem west— 
lichen Arme zum Betriebe einer Mühle zugeführt wurde, nahm aber doch bei 
Hochwasser ziemlich erhebliche Wassermengen auf. Immerhin entstand dann hier 
ein nicht unbeträchtlicher Aufstau, durch den nicht allein eine Ueberschwemmung 
der Ortschaft selbst, sondern auch der das Thal durchquerenden Straße herbei— 
geführt wurde. Da bei den Ueberschwemmungen die Straße häufig Beschädigungen 
erlitt, zugleich aber auch der ziemlich lebhafte Verkehr vollständig unterbrochen 
wurde, so ging man bei der Umgestaltung der Verhältnisse hier zunächst darauf 
aus, die Straße hochwasserfrei zu legen; zugleich suchte man dabei auch die 
Vorfluthverhältnisse im Allgemeinen zu verbessern und schließlich auch den Ort gegen 
Ueberschwemmungen zu schützen. An Stelle des östlichen Armes wurde deshalb 
ein grader verlaufender Durchstich, der ganz außerhalb des Ortes liegt, ausgeführt; 
ferner wurde die Straße, die über den neuen Arm mit einer Brücke von ge— 
nügender Lichtweite fortgeführt wurde, vollständig hochwasserfrei gelegt und schließ— 
lich erhielt der Ort gegen den neuen Arm hin einen Deich, der aus dem bei 
der Ausführung des Durchstiches gewonnenen Boden angelegt wurde. 
Zuweilen sind die zur Verbesserung der Vorfluthverhältnisse erforderlichen 
Arbeiten in Verbindung mit der Durchführung der Verkoppelungen und Gemein— 
heitstheilungen zur Ausführung gelangt. So wurde bei Gelegenheit der Ver— 
koppelungen in den Feldmarken Rosdorf, Geismar und Göttingen, in denen die 
Ländereien infolge der Unregelmäßigkeiten des Flusses durch Ueberschwemmungen 
und Abspülen des ertragreichen Bodens litten, Ende der siebziger Jahre ein 
Ausbau des Flusses durchgeführt, zugleich aber auch für eine günstigere Bewässe— 
rung Sorge getragen. 
Eine gute Bewässerung der Ländereien ist besonders am Unterlaufe des 
Flusses von besonderer Wichtigkeit. Hier ist, wie schon früher erwähnt wurde, 
das Flußbett tief eingeschnitten und reicht in den kiesigen und sandigen Unter— 
grund, auf dem das Marschland ruht, hinein. Bei niedrigem Wasserstande im 
Flusse sinkt daher auch der Grundwasserstand und die Wiesenländereien leiden 
dann außerordentlich unter Trockenheit. Eine Zuleitung des für die Bewässerung 
erforderlichen Wassers ohne Stauanlagen im Flusse würde bei der tiefen Lage 
des Flußbetts außerordentlich lange Zuleitungsgräben erforderlich machen, während 
ein Aufstau der Leine durch Wehre insofern sehr kostspielig wäre, als zur Auf— 
rechterhaltung der Schiffahrt neben den Wehren Schleusen angelegt werden 
müßten. Man hat deshalb in einem Falle bei den Bewässerungsanlagen in den 
Gemeinden Garbsen und Lohnde das Wasser durch Centrifugalpumpen, die durch 
Lokomobilen betrieben werden, aus dem Flusse gehoben. Indessen würde auch 
bei dieser Art der Wasserentnahme, sobald sie in größerem Umfange zur Durchführung 
käme, die Schiffahrt in trockenen Jahreszeiten vollständig unmöglich gemacht werden.
	        
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