Zur Beschaffung des Wassers für die Fontänen der Herrenhausener Garten—
anlagen, sowie für den sonstigen Betrieb dieser Anlagen ist in unmittelbarer Nähe
der Gärten eine Stauanlage hergestellt, die keinen freien Ueberfall besitzt. Viel—
mehr sind hier sämmtliche Oeffnungen durch Schütztafeln verschließbar. Vorhanden
sind eine Mittelöffnung von 9,17 m Weite mit 10 Schützen und 6 Seitenöff⸗
aungen von je 6,72 m Weite mit je 6 Schützen. Die Griessäulen der Mittel—
öffnung lassen sich gänzlich entfernen, während diejenigen der Seitenöffnungen
durchweg fest sind. In den Seitenöffnungen liegen die Fachbäume um 0,92 m
tiefer als in der Mittelöffnung. Die Zwischenpfeiler und Seitenwände bestehen
aus Sandsteinmauerwerk, während die Vor- und Abfallböden in Holz hergestellt,
zum Theil auch mit Sandsteinplatten bekleidet sind. Neben dem Wehre befindet
sich eine kleine Schiffschleuse, die einen Holzboden, aber steinerne Wände besitzt.
Bei Neustadt a. R. ist zum Betriebe der dort angelegten Mühle auf einer
höher emporragenden Bank der dort das Flußbett durchsetzenden Kalksteinfelsen
ein einfaches Ueberfallwehr errichtet, das indessen nur aus Bruchsteinen, Holz—
stämmen und Strauch ohne festeren Verband zusammengefügt ist. Die Wehran—
lage, die ebenso wie die Mühle schon mehrere Jahrhunderte besteht, befindet sich
infolge dieser mangelhaften Bauweise schon seit geraumer Zeit in sehr schlechtem
Zustande, zumal eine gründliche Ausbesserung schon lange nicht erfolgt ist. Die
Höhe des Staues beträgt bei kleinen Wasserständen 2,1m. Oberhalb des Wehres
zweigt links der Mühlenkanal ab, der mit dem Unterwasser des Wehres kurz
oberhalb der Mühle durch eine Freifluth verbunden ist. Er dient zugleich auch
als Schiffahrtkanal; zu diesem Zwecke ist oberhalb der Freischleuse eine kleine
Kammerschleuse angelegt, die die Verbindung mit dem Unterwasser vermittelt.
4. Wasserbenutzung.
Wie schon auf S. 323 erwähnt, ist auf der Leine unterhalb Hannover schon
seit alter Zeit Schiffahrt getrieben worden. Bei den schlechten Fahrwasserver—
hältnissen konnte es sich naturgemäß dabei nur um kleine Schiffe handeln. In—
dessen war der Verkehr nach der Aller und auch nach der Weser hin im An—
fange des vorigen Jahrhunderts ein sehr reger. Seit der Einführung der Eisen—
bahnen und mit dem weiteren Ausbaue derselben nahm dieser Verkehr aber ganz
erheblich ab, da die Fahrten auf den viele Untiefen aufweisenden Gewässern die
Beförderung der Güter überaus verzögerten. Daraus entsprang nicht allein an
und für sich ein Nachtheil den Eisenbahnen gegenüber, sondern die Frachten ver—
—
Nachdem in den siebziger Jahren ein Ausbau des Flusses zum Theil statt—
gefunden hatte, vermehrte sich zwar im Anfange der achtziger Jahre der Verkehr
wieder etwas; aber auf die Dauer konnten die kleinen Fahrzeuge den Wettbewerb
mit den besseren Beförderungsmitteln nicht aufnehmen, und daher ging der Schiff—
verkehr allmählich soweit zurück, daß jetzt im Regierungsbezirke Hannover auch
der Verkehr einzelner Schiffe, der noch eine Zeit lang bestand, gänzlich aufgehört
hat. Nur auf der untersten Strecke von Bothmer ab findet noch eine etwas
regere Schiffahrt von kleinen Schiffen statt.