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Bei Besprechung der Stauanlagen im vorigen Abschnitte war bereits hervor⸗
gehoben worden, daß die an Stelle der ehemaligen Klickmühle in Hannover ein—
gerichteten Triebwerke für die städtische Wasserversorgung benutzt würden. In—
dessen ist diese Anlage nicht die einzige, aus der eine Versorgung der Stadt
Hannover mit Wasser erfolgt; vielmehr geschieht jetzt die Wasserzuführung von
verschiedenen Stellen aus. Im Nachfolgenden möge eine kurze Uebersicht über
die Entstehung der einzelnen Wasserwerke die Entwicklung der Wasserversorgung
dieser Stadt darlegen.“)
Die erste Anlage für eine künstliche Versorgung mit Wasser war die im
Jahre 1535 vollendete „Bornkunst“, die täglich etwa 8000 Tonnen Wasser dem
durch die ganze Stadt verzweigten Leitungsnetze zuführte. Diese Anlage wurde
im Jahre 1794 derartig erweitert, daß sie täglich eine Wassermenge von über
14 000 Tonnen lieferte. Damals legte man auch zugleich einen Hochbehälter
an, der bei seinem geringen Inhalte von nur etwa 8 cbm allerdings nur einen
sehr unvollkommenen Ausgleich des schwankenden Wasserbedarfs herbeiführen
konnte. Neben dieser älteren Anlage wurde alsdann in den Jahren 1848,49
eine neue Wasserkunst ausgeführt, die bis zum Jahre 1896 im Betriebe war.
Durch diese konnten stündlich 100 cbm Wasser aus der Leine in einen 14,6 m
hoch über dem Pumpenflur gelegenen Behälter gefördert werden. Zur Befriedi⸗
gung der immer mehr steigenden Bedürfnisse mußte aber schon im Jahre 1862/64
eine Erweiterung der Anlage erfolgen, die dadurch erreicht wurde, daß man auch
aeben der Brückmühle ein Pumpwerk, das dem an der Klickmühle zuletzt herge—
stellten vollständig entsprach, ausführte. Da das von diesen beiden Pumpanlagen
geförderte Wasser ohne weitere Reinigung in die Leitung gelangte, so ließ seine
Beschaffenheit viel zu wünschen übrig. Als daher das unten besprochene Rick—
linger Werk, bei dem Grundwasser gefördert wurde, im Jahre 1878 in Betrieb
genommen worden war, verringerte sich die Zahl der Hausanschlüsse mehr und
mehr, sodaß das Wasser zuletzt hauptsächlich nur zur Straßenreinigung und zur
Bewässerung von Gärten und ähnlichen Anlagen Verwendung fand.
Indessen machte sich bei dem auch für diese Zwecke anwachsenden Wasser—
verbrauche das Bedürfniß zu einer Vergrößerung der Anlage geltend, da das
Ricklinger Wasserwerk voll von der Wasserlieferung für den Hausbedarf in An—
spruch genommen war. Man sah sich daher genöthigt, die Wasserentnahme aus
der Leine zu vergrößern, und nahm deshalb die Anlage zweier gleichartigen Pump—
werke sowohl an der Klickmühle wie an der Brückmühle in Aussicht. Einstweilen
ist jedoch nur die eine im Jahre 1898 vollendete Anlage hergestellt worden, die
an der Stelle, wo sich bis dahin die Klickmühle und die Wasserkunst befand, er—
richtet ist. Die Anlage ist auf eine Förderung von rd. 21000 cbhim täglich bei
niedrigen Wasserständen und von rd. 80 000 ebm täglich bei höheren Wasser—
ständen eingerichtet; zum Ausgleich der schwankenden Wasserentnahme dient dabei
ein Behälter von 200 cbm Inhalt, der in einem Wasserthurme in einer Höhe
von 32 mm aufgestellt ist. Zum Betriebe der Anlage werden 3 durch das auf—
) Vergl. E. Grahn „Die städtische Wasserversorgung im Teutschen Reiche“; München
u. Leipzig, Oldenbourg; 1. Band, S. 212 u. flgde.