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hausener Wehres der Leine zugeführt werden, soweit nicht die Nothauslässe in
Thätigkeit treten. Ein Entwurf für eine Kläranlage liegt zur Zeit den staat—
lichen Behörden zur Genehmigung vor.
Eine Entnahme von Wasser zwar nicht aus der Leine unmittelbar, sondern
aus dem Grundwasser des Leinethals, erfolgt auch für die Stadt Göttingen.
Seit dem Jahre 1871 geschah die Wasserversorgung hier durch Zuleitung von
Quellwasser, das am Hainberge, unweit der Stadt, zu Tage trat. Da aber
einerseits die Quelle in ihrer Ergiebigkeit nachließ, andererseits aber auch der
Wasserbedarf wuchs, mußte man zu der Herstellung einer Anlage für Grund—
wassergewinnung schreiten, die in den Jahren 1891/93 zur Ausführung kam.
Bei der Stegemühle, die in einer Entfernung von 3 kmm von der Stadt liegt,
sind an der Leine zwei gemauerte Brunnen von 1,0 meund 2,8 in Durchmesser und
7,5m und 7,0 mm Tiefe abgesenkt. Aus diesen Brunnen, die in der Sohle und
in den Seitenwänden durchlässig sind, wird das Wasser durch eine etwa 80 m
von ihnen entfernt liegende Pumpanlage in den bereits für die erste Wasser—
leitung angelegten Hochbehälter geschafft. Die von der Anlage abgegebene Wasser—
menge betrug im Betriebsjahre 1894,95 täglich 574 cbin und im Betriebsiahre
1895/ 96 täglich 939 cbmn im Durchschnitte.
Was die Fischereiverhältnisse betrifft, so liegen sie im Ganzen nicht grade
ungünstig, lassen aber doch Vieles zu wünschen übrig. Der Fischreichthum ist
stellenweise verhältnißmäßig gut; es finden sich in den unteren Strecken vornehm—
lich Barben, Döbel, Plötze, Weißfische und Blei. In den oberen Strecken und
den Seitenbächen kommen auch vielfach Forellen vor, deren Bestand sich in letzter
Zeit sogar erfreulich gehoben hat, nachdem eine planmäßige Bevölkerung der Bäche
mit Forellenbrut erfolgt ist. Indessen ist die Fischerei wegen der vielen auf—
einander folgenden Mühlenstauwerke von geringer Bedeutung. An mehreren
Stellen, so namentlich bei Hannover, wird der Fischbestand aber sehr geschädigt
durch die Zuleitung von Fabrikabwässern und des Kanalwassers der Stadt Han—
nover. Bei geringer Wasserführung hat deshalb mitunter ein weit ausgedehntes
Fischsterben stattgefunden, wie beispielsweise in den Jahren 1892,93. Auch wird
vielfach Raubfischerei betrieben, durch die der Fischbestand stark leidet; Diebstahl
von Fischen ist sogar zeitweise in dem früher zwischen Parensen und Angerstein
in der Leine vorhandenen Laichschonreviere getrieben. Diese Schonreviere sind
jetzt aufgehoben worden, da nunmehr für die Forelle im Regierungsbezirke
Hildesheim allgemeine Schonzeit während der Laichzeit eingeführt worden ist.
III. Abflußvorgang.
1. Uebersicht. 2. Einwirkung der Nebeuflüsse.
Der Abflußvorgang der Leine erhält sein Gepräge zum großen Theile da—
durch, daß das höchste Gebirge, das zu ihr entwässert, nicht ihr Quellgebiet
bildet, sondern erst mit dem Mittellaufe des Flusses in Verbindung tritt. Hier—
durch gestaltet sich der Abflußvorgang von vornherein viel zahmer als etwa der