— 350 —
Bei scharfem Froste kann die Eisdecke eine Stärke von 40 bis 50 em an—
nehmen. Wenn dann sehr plötzlich Thauwetter mit heftigem Regen eintritt, kommt
es zwischen Grasdorf und Hannover leicht zu Eisversetzungen, weil das Eis
durch das rasch ansteigende Wasser in Bewegung gesetzt wird, ohne von seiner
Festigkeit viel verloren zu haben. Im Winter 1892 erlangte eine solche Eis—
versetzung unterhalb Grasdorf eine Länge von 3 Kme und hielt 9 Tage an.
Vollzieht sich dagegen der Umschlag zum Thauwetter weniger plötzlich, so wird
das allmählich mürbe gemachte Eis von der langsam eintretenden Fluthwelle
gewöhnlich ziemlich leicht abgeführt.
7. Wassermengen.
Schon in einer Veröffentlichung Lahmeyer's (Zeitschr. Archit.“ u. Ingen.
Vereins Hannover 1859) sind Angaben über die Wassermengen der Leine von
ihrem tiefsten bis zu ihrem höchsten Wasserstande enthalten, nach denen sich eine
vollständige Wassermengenlinie für den Grasdorfer Pegel entwerfen läßt, die
auch durch neuere Untersuchungen des Bauamtes der Stadt Hannover eine gewisse
Bestätigung zu finden scheint. Allein einige Messungen in den achtziger Jahren
zeigten doch, daß der Wasserstand am Pegel zu Grasdorf viel zu sehr von der
Handhabung des Döhrener Stauwerkes abhängig ist, als daß eine einigermaßen
sichere Beziehung der Abflußmengen auf diesen Pegel möglich wäre. Insbesondere
würde die Angabe von Abflußmengen für die Wasserstandshauptzahlen werthlos
sein, da diese aus Wasserständen bei ganz verschiedenen Stauhöhen berechnet sind.
Als in den neunziger Jahren ein Entwurf zur besseren Schiffbarmachung der
Leine bearbeitet wurde, kam auch die Untersuchung der Wassermengen wieder in
Fluß. Zur Ausführung kam freilich nur ein kleiner Theil der damals ins Auge ge—
faßten Ermittlungen. Die wichtigsten Messungen erfolgten in der Nähe von Schloß
Ricklingen, oberhalb der Mündung der Sachsenhagener Aue, und zwar mit einem
hydrometrischen Flügel. Sie ergaben:
bei — 0,76 0,39 0,94 1,24 m a. P. zu Bordenau
12,8 41,0 61,8 71,0 cbm/sec
Nach einer hiernach gezeichneten Linie kann man die Wasserführung der Leine
ungefähr bis zum gewöhnlichen Sommerhochwasser beurtheilen, bei dem das Strom—
hett bordvoll wird:
MNW (1871,19000 — 0,80 m a. P. 1I1,7 chm,sec 2,1 I4km
MV.. . . . 0O,33, 38,88 7,1,
bordvoll rd. . .. 2,00 109 — O, 199 6bi/ qkm
Schon S. 342 ist erwähnt, daß alle besonders tiefen Wasserstände der unteren
Leine auf eine längere Schließung des Wehres zu Herrenhausen zurückzuführen
sind. Bei der Aufstellung des Entwurfs zur Verbesserung der Schiffbarkeit der
Leine ist angenommen, daß ohne diese künstliche Unterbindung des Abflusses der
Wasserspiegel nicht unter — 0,75 m a. P. zu Bordenau, entsprechend — 0,76 m
a. P. zu Basse und — 0,43 mm a. P. zu Bothmer, sinken würde, wozu oberhalb
der Sachsenhagener Aue eine Wassermenge von 11,6 cbm/sec (2,1 J1/0km) ge—