Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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Fluthwelle der Werra später als die Fuldawelle eintraf und diesmal ausnahms— 
weise einen höheren Scheitel erzeugte. Als Tage des Höchststandes werden 
angegeben: für Karlshafen der 22., für Grohnde der 23. für Hameln der 
22./28., für das Fürstenthum Minden der 18. und für Hoya der 22. Februar. 
Im Januar waren so bedeutende Schneemassen gefallen, daß in Kassel seit dem 
20. die Posten zeitweise ausblieben. Dann trat am 18. Februar Thaumwetter, 
am 22./23. im Quellgebiete eine Reihe von Gewittern ein, wodurch die Wasser— 
läufe schnell hoch anschwollen, nachdem die Eisdecke durch eine vor der Regen— 
Tuthwelle voraneilende Vorwelle gebrochen war, die sich bald zur Hauptwelle 
umwandelte. Während an der Fulda die Hochwassermarken von 1799 be— 
trächtlich tiefer als diejenigen von 1841 liegen, stimmen beide an zahlreichen 
Stellen der Oberen Weser in engen Grenzen gut überein; bald liegen erstere 
(bis zu O,14 mm) höher, bald (bis zu 0,25 m) tiefer als die Hochwassermarken 
von 1841. Bei Minden hatte die Hochfluth von 1799 einen am Pegel um 
3,68 - 6,23- 0, 45 m höheren, bei Nienburg einen am Pegel um 5,81 -6,26- 0,55 m 
niedrigeren Höchststand als die von 1841. Für Hoya, wo 1799 die Höhe 5,99 m 
a. P. erreicht wurde, läßt sich kein Vergleich ziehen, weil die Verhältnisse der 
seitlichen Abströmung zu verschieden waren. Im großen Ganzen müssen die beim 
Höchststande abgeflossenen Wassermassen annähernd gleich gewesen sein; sogar 
die mit beiden Hochfluthen verbundenen Eisgänge, die doch sicherlich vielfach 
Versetzungen hervorgerufen haben, konnten an der Uebereinstimmung der Höchst— 
stände wenig ändern. Vermuthlich hatte die Fluthwelle von 1799, wie dies öfters 
der Fall ist, zwei an Höhe wenig verschiedene Scheitel, von denen bald der eine, 
bald der andere je nach Einwirkung der Nebenflüsse den Höchststand erzeugte; das 
verfrühte Auftreten des Höchststandes im Fürstenthum Minden dürfte dem schweren 
Eisgange und den Eisversetzungen zuzuschreiben sin. In Münden, wo am 
23. Februar etwa?/s der Stadt überschwemmt waren, erlitten viele Häuser Schaden. 
Oberhalb Hameln wurde, wie auf S. 377 bereits erwähnt worden ist, das Dorf 
Ohsen arg beschädigt und bei Hameln nach S. 379 einer der plumpen Pfeiler 
der übermäßig engen Brücke zerstört. Auch bei Minden richtete der Eisgang 
am mittleren Bogen der Strombrücke solchen Schaden an, daß er 1802 neu ein— 
gewölbt werden mußte; nach einer während der Drucklegung unseres Werkes 
aufgefundenen Nachricht fiel die Buntebrücke (Fluthbrücke) nicht 1799, wie auf 
S. 387 vermuthungsweise mitgetheilt ist, sondern bereits 1795 dem Eisgange zum 
Opfer (vergl. S. 572). 
Aus den beiden ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hören wir haupt— 
sächlich von kleineren Hochwassern, die scheinbar meistens ohne besondere Nach— 
theile verlaufen sind. Schwere gefährliche Eisgänge fanden namentlich statt 
im Februar 1803 (Eisstopfung zwischen Windheim und Petershagen mit 8,1 m 
Gefälle, Verschotterung und Auskolkung der Felder bei Jössen und Windheim) 
und 1809 (Eisstopfung in der Werra bei Münden, Beschädigung der Häuser in 
der Vorstadt Blume), etwas größere Anschwellungen im Februar 1810 und 
März 1817. Nur die Hochfluth vom Mai 1818 hat sich zu sehr beträchtlicher 
Höhe erhoben und vielen Schaden angerichtet durch eine ausgedehnte Ueberschwem— 
mung der Saatfelder und Wiesen, deren verderbliche Wirkung vom Wellenschlage
	        
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