Kreis Merseburg.
ANNO 1613 HAT HANS SCHROETER BILTHAWER. VON KIRCHSCHIDING
DIESEN ALTHAR GESCHNITZET UND ALSO BALDE
VON CHRISTOFF ERHARTDEN VON REINSTORFF GEMAHLET WORDEN.
M. S. N. MP.
Die Ausführung der Altarschnitzerei macht ihrem Verfertiger für seine Ver-
hältnisse alle Ehre, Ueber einer Art Predella mit der Reliefdarstellung des heil.
Abendmahls in rechteckiger Blende von etwa 0,60 : 0,30 erheben sich neben-
einander eine grössere und eine etwa um 1!/3 kleinere Tafel, von Säulen mit
Ringen etwa am ersten Drittel ihrer Höhe und corinthisierenden Capitälen flankiert-
Die Haupttafel enthält das Relief einer Kreuzigungsscene: Christus zwischen den
beiden Schächern, welche letztere mit verrenkten Armen über den Kreuzesquer-
balken gebunden sind, unter Christi Kreuz links im Vordergrund die Gruppe der
am den ungenähten Rock würfelnden Krieger, dahinter ein Kriegsmann zu Ross
mit Lanze (Longinus?), rechts im Vordergrund Johannes und die der Magdalena
ohnmächtig in die Arme sinkende Maria, im Hintergrund die Gebäude von
Jerusalem. — Das obere Blatt stellt die Auferstehung in herkömmlicher Weise dar.
Die Kanzel ist ein etwas älteres gleichfalls nicht verächtliches Werk. Der
Predigtstuhl, von dem Erzengel Michael gestützt, welcher über den Lindwurm
triumphiert, trägt auf seinen sechs Brüstungsfeldern. folgende Reliefs: 1) Die Geburt
Christi. Rechts von dem Kindlein Joseph mit einer Laterne neben der vor
ersterem knieenden Maria, links eine Engelsgestalt: 2) Die Kreuzigung. ‘ Von
den Schächern ist nur der rechte (Gismas) mit den Armen über den Querbalken
gerenkt, unter Christi Kreuz links Maria und Johannes, rechts eine männliche
Figur (?) und ein Krieger. 3) Die Auferstehung. Hier erscheint statt der Gestalt
Christi eine Strahlenglorie in Wolken über dem Grabe, unter letzterem die her-
kömmlichen : drei Wächtergestalten. 4) Die Himmelfahrt. Eine Anzahl (nicht
alle zwölf) Jünger blicken dem nur in seinen Füssen noch sichtbaren Herrn nach;
der deutlich markierte Berggipfel zeigt die Fusstapfen des Auffahrenden. 5) An-
scheinend Mariae Hinscheiden. Eine Versammlung von theils über, theils vor
sich blickenden Leuten, die sich um eine Frauengestalt (?) mit einem Buch
gruppieren. 6) Das jüngste Gericht: Christus mit der Strahlenglorie um das
Haupt auf der Weltkugel thronend, unter ihm in Wolken ein Engel, links (vom
Beschauer) Maria, rechts Iohannes Baptista betend. Im Vordergrund unten er-
scheinen links die erstandenen Seligen, von einem Engel (Michael?) geleitet, rechts
die Verdammten vom Teufel in den brennenden Rachen des Höllendrachens
getrieben. — Der Kanzelaufsatz besteht aus einer achtfach offenen aus Stabwerk
gebildeten Halle, auf deren Scheitel der Heiland als der gute Hirt mit dem Lamm
um den Nacken sich erhebt. Von den acht Hallenbögen ist einer um den andern
frei, während die übrigen vier die Figuren der vier Evangelisten mit ihren
Attributen zeigen. Altar und Kanzel sind jetzt statt der früheren Polychromie
einförmig angestrichen.
Ein sechsseitiger Barocktaufstein giebt sich durch seine Umschrift als Stiftung
der „edlen G. und A. Balthasar und Jacob Heinrich Sack“ zu erkennen und ist
im übrigen mit Wappenschildern der Ahnen fast überladen: Wiehe, Traxtorf,
Dorste (?), D. Werter, Knesbeck, Kuttenar, Mick (?), Kelner, Liberod, Azendorfp,