Die Burg Hanstein.
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Aus den vorhandenen Bauresten ist die frühere Zweckbestimmung der
einzelnen Bauteile und Räume schwer festzustellen, um so weniger, als durch den
in den Jahren 1838 bis 1840 ausgeführten teilweisen Ausbau des Bauteiles 4 der
ursprüngliche Zustand wesentlich verändert worden ist. Im Teil 3, nördlich von
L, ist ein Küchenraum gewesen, der noch durch eine mächtige Kaminanlage in
der Mauer zwischen 3 und 4 erkennbar ist. In demselben war der Brunnen
vorhanden, welcher noch vor 10 Jahren sichtbar war, aber verschüttet worden
ist. An welcher Stelle der Saal belegen gewesen ist, kann nicht ermittelt
werden. Da 9 ein Kapellenbau ist, so ist anzunehmen, daß der Saal sich
in seiner Nähe befand, vielleicht im Teil 2. Es ist aber, vielleicht erst
infolge des Kaminvorbaues zwischen 2 und 9
(s. Abb. 68), eine sichtbare Verbindung zwischen
der Kapelle und der Burg nicht mehr erkenn-
bar, so daß vielleicht der Bau des Kamins
erst zur Ausführung gelangte, als die Kapelle
möglicherweise wegen Verfalls nicht mehr be-
nutzt wurde.
Im Obergeschosse des Teiles 6 sind ziemlich
reich ausgestattete Reste von Kamin- und Fenster-
profilsteinen aus dem 15. und 16. Jahrhundert
vorhanden, so daß dieser Bauteil hierdurch be-
sonders ausgezeichnet ist (s. Abb. 69 und 70).
An der Hofseite gewahrt man im ersten Stock-
werk die Reste eines Kamins, der zur Seite der
Vorkragung je ein Wappen in der Tartsche
trägt. Das eine enthält. die drei Spiegel bezw.
Bälle der Spiegel zum Desenberge, das andere
den Hardenbergischen Eberkopf. Dessen gute
heraldische Zeichnung ist bemerkenswert. Die
Stirnseite des Kamins wurde angeblich von
einem Steine gebildet, der sich 1905 im Schutte dieses Raumes gefunden hat
und nun zur Besichtigung in Raum 2 neben anderen Funden aufgestellt ist.
Dieser Stein enthält rechts und links wiederum zwei Wappen in der Tartsche,
und zwar zueinander gekehrt: links (vom Beschauer) drei Herzen — Familie
von Seebach —, rechts die Hansteinschen Monde, hier zunehmend. Zwischen
den Wappen ist folgende Inschrift angeordnet:
Anns Domini Mille
fmo quintefio
Decimo nono ...
Die letzten drei Zeichen sind nicht zu deuten.
An der jenem Kamin in 6 gegenüberliegenden Wand (s. Abb. 70) fällt eine‘
zierlich profilierte Nische mit ausgehöhltem Konsolbecken auf, das einer Piscina
ähnelt, aber auch dem profanen Zwecke des Waschbeckens gedient haben kann.
Sonst deutet in dem Raume nichts auf kirchliche Einrichtungen hin, die Burg-
kanelle war schon längst vorhanden (s. unten).