Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

Kreis Heiligenstadt. 
von Mainz (von 1011 bis + 10. August 1021) wird der Gründer des Martinsstifts 
zu Heiligenstadt gewesen sein. Kaiser Heinrich II. bezeichnet es 1022 als 
das Monasterium des Erzbischofs Aribo von Mainz. Am 26. Dezember 1036 
weihte Erzbischof Bardo von Mainz in Heiligenstadt (d. h. wohl in der Stifts- 
kirche) den Bischof Burchard von Halberstadt. Im Oktober 1074 floh vor den 
empörten Thüringern der Erzbischof Siegfried I. von Mainz von der Synode zu 
Erfurt nach Heiligenstat und hielt sich hier (im Martinstifte) auf bis zum Feste 
der Erscheinung Christi (Jahrbücher des Lambert von Hersfeld). 
Unter dem Krummstabe der Mainzer Erzbischöfe ist der Ort Heiligenstadt 
im 11. und 12. Jahrhundert weiter gewachsen, und zwar auf der Nordseite der 
Geislede in der Richtung von Westen nach Osten. Im 11. Jahrhundert entstand 
zunächst östlich neben dem Dörfchen Heiligenstadt eine zweite Erweiterung, die 
anscheinend bis zur nächsten und östlich von der Marktkirche gelegenen Quer- 
gasse, die die nördliche Fortsetzung der Rathausgasse bildet, gereicht hat. Diese 
neue Ansiedlung erhielt von einem Mainzer Erzbischofe als Landesherrn das 
Marktrecht und wurde dadurch ein Marktflecken. Geistlicher Mittelpunkt des- 
selben war die der heiligen Gottesmutter Maria geweihte Pfarrkirche, deren 
Patronatsrecht dem Martinsstifte gehörte, und weltlicher Mittelpunkt des Markt- 
fleckens wird „das Kaufhaus“ gewesen sein, da in jener Zeit in allen Städten 
das Kaufhaus der Kaufmannsgilde zugleich Rathaus war. Östlich neben dem 
Kaufhause stand „das Brauhaus in der Alt- Stadt“ und nordöstlich von letzterem 
„die Kemnate“, welche . wohl Wohnsitz des Vogtes, des obersten Beamten des 
Erzbischofs im Marktflecken, gewesen sein wird (s. Abb. 74 ID). 
Der Marktflecken Heiligenstadt vergrößerte sich — anscheinend im 12. Jahr- 
hundert — weiter nach Osten hin, und zwar von der nördlichen Fortsetzung 
der Rathausgasse durch eine Neuansiedlung, die gemeint sein wird mit der 
„niedersten Bauerschaft (niddersten Burschaft), die sich (nach & 162 der 
Stadt Willkür vom Jahre 1335) wendet (endet) am Nordende der Rathausgasse“ 
(s. Abb. 74 III). Schließlich folgte als letzte und östlichste Ansiedlung auf der 
Nordseite der Geislede die „auf dem Heimenstein“, die eine besondere, dem 
heiligen Bischof Nicolaus geweihte Kapelle erhielt. Diese vierte Erweiterung 
‚8. Abb. 74 IV) wird die 1318 genannte „villa Aldendorf in oppido 
Heiligenstat“ sein. Diese beiden Ansiedlungen, die Stadt und das alte Dorf, 
wurden Bestandteile des Pfarrkirchenbezirks der Liebfrauenkirche und des Markt- 
‚leckens (der späteren Altstadt) Heiligenstadt. 
Das war die Ausdehnung, die Heiligenstadt ums Jahr 1200 erreicht hatte. 
Im Marktflecken Heiligenstadt befand sich bereits im 12. Jahrhundert eine 
Münzstätte der Erzbischöfe von Mainz. Wolf führt in seiner Geschichte von 
Heiligenstadt (S. 13) zwei aus dem 12. Jahrhundert stammende Heiligenstädter 
Braktraten (Hohlmünzen) auf, von denen die eine die Umschrift „Martinus 
Helgenstat“ trägt und unter dem Erzbischof Christian I. von Mainz (1165 bis 
1183) geprägt sein soll. Die andere ist nach der Umschrift „Conradus Episcopus“ 
unter Christians I. Nachfolger, dem Erzbischof Konrad, geprägt Um 1201 wird 
3in Konrad. nummularius (Münzer) von Heiligenstadt genannt. 
In der Zeit von 1223 und 1227 ließ Erzbischof Siegfried II. von Mainz 
züdlich neben dem Marktflecken Heiligenstadt. an der Südseite der Geislede,
	        
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