Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

152 Kreis Heiligenstadt. 
angehört, so liegt es nahe, anzunehmen, daß dieser Bauteil ein beim Brande des 
Jahres 1333 zerstörtes älteres Kirchenschiff zu ersetzen hatte, daß man aber den 
damaligen Chorteil unberührt ließ, um dort weiter Gottesdienst abhalten zu können. 
Der dritte Bauabschnitt umfaßt die Erneuerung des Chores und hat sich offenbar 
an den zweiten ungesäumt angeschlossen, wie durch die schon oben erwähnte 
Übereinstimmung in den Einzelformen dargetan ist. Eine vorläufige Vollendung 
dieses Bauteiles ist vor dem Jahre 1420 anzusetzen, da in diesem Jahre der 
Altar geweiht wurde, wie Wolf nachgewiesen hat!) Die Besonderheit dieses 
Bauteiles ist nur dadurch gegeben, daß der Chorbau wiederum erheblich breiter 
und höher angelegt. ist, wie es dem bisherigen Bauteil entsprochen hätte. Das 
Verfehlte dieses Projekts, das die Höhe ins Unmäßige steigern wollte und auch 
die Notwendigkeit eines erheblichen Umbaues des Kirchenschiffes mit sich 
gebracht hätte, war wohl die Ursache, warum der Bau damals in Höhe der 
Fensterbogenkämpfer liegen blieb und erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts 
wieder aufgenommen wurde. Dies wäre als vierter Bauabschnitt zu bezeichnen, 
er umfaßte den weiteren Choraufbau einschließlich der Gewölbe und trieb die 
Hochführung, wie wir oben gesehen haben, nicht so weit, wie es der Architekt 
des dritten Bauabschnittes geplant hatte. Die Akten des letzten Umbaues an 
der Kirche, der in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stattfand, 
berichten, daß die Chorfensterbögen jenes vierten Bauabschnittes nicht aus Wölb- 
steinen, sondern aus einzelnen gradlinigen Stücken gleichsam polygonal zu- 
sammengesetzt waren; vermutlich ein Zeichen, daß man die Profilstücke von der 
geplanten Höherführung des dritten Bauabschnittes noch vorfand. Die Zeit, in 
der die Hochführung des Chorbaues stattfand, ist durch einige Bauinschriften 
bestimmt, die an der östlichsten Chorwand außen oberhalb der Fenster auf einem 
Felde mit zierlicher Umrahmung angebracht sind. Dieselben sind der Zeit ent- 
sprechend in lateinischen Buchstaben eingehauen und lauten wie folgt: Deo oft. 
max. ın honorem intemeratae virgınıs Der Genitrictis hujus Eccel. patronae 
chorum hunc a majorvbus ınchoatum superimpostto muro € lapıde secto 
fornice € topho et tecto novo Senatus populusqu. heiligenstadianus absolvıt 
anno MDCCAXV. 
Ferner ein Chronogramm: 
QVI CuorVs a rRoaAVIs CozrrVs NVnC reERFICIr ILLVM 
Vrass Vulra LIsuens AVXILIaAnte roLo. 
Darunter die Unterschrift: 
BARTH. PFIZENREÜUTER M: D: ET CONSUL POSUIT. 
Aus der ersten Inschrift geht hervor, daß der Maueraufbau und das neue 
Dach im Jahre 1715 vollendet ist, während die zusammengestellten Ziffern 
des Chronogramms das Jahr 1714 ergeben. Die Baumaterialien werden mit 
„geschnittenem Steine“, also Werkstein für den Maueraufbau und Tuffstein für 
das Gewölbe aufgeführt. Die Unterschrift gibt an, daß der Bürgermeister (consul) 
und Doktor der Medizin (M D) Pfizenreuter die Inschrift gesetzt hat, der nach 
1” Gesch. der Stadt Heiligenstadt, S. 139. — Das Holzwerk des Altars nach Abb. 130 
stammt aus dem Jahre 1675.
	        
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