L60
Kreis Heiligenstadt.
der die Jahreszahl 1719 trägt. KEigentümlicherweise geschieht bei Wolf von
diesem Altar keine Erwähnung, während.er doch vier Nebenaltäre aufzählt: der
sogenannte Pfarraltar von 1610, der Kreuzaltar, der Todesangstaltar von 1736
und der Muttergottesaltar vom gleichen
Jahre;!) hiervon ist der letztgenannte
noch erhalten. Er steht vor dem Nord-
pfeiler am Chore und ist offenbar an
Stelle eines älteren Marienaltars, der
nach einer im Gymnasium befindlichen
Jesuitenchronik im Jahre 1585 ge-
weiht wurde, errichtet worden (siehe
Abb. 130).
Die Kirche enthält ebenso wie
die beiden anderen großen Kirchen
der Stadt einen kostbaren alten bron-
zenen Taufkessel vom Jahre 1492 (siehe
Abb. 139), der hier erheblich leichter
zegossen ist wie die beiden anderen.
Der Kessel, der. von drei männlichen
Gestalten karyatidenartig getragen wird,
ist durch reifenartige Bänder in drei
Friese geteilt. Deren oberster, der für
den Beschauer durch den weit vor-
stehenden Rand verdeckt wird, trägt
lilienartige Blumenverzierungen, die
yeiden unteren zeigen folgende In-
schrift in gotischen Minuskeln:
Obere Zeile: dafum anno di m“
cccc in dem iar dome Fhreif Ixxxxii do
gof mi Hans fegefmeiger unde arnt edde-
lendes ©
Untere Zeile: heintedi 4 hers ds
unde 5 fin & kumpne x hans x eclen &
fo A dufler A tit & alderlude & wern ds
Die Bezeichnung „Alderlude‘ be-
deutet hier so viel wie Altarleute gleich
Rechnungsführer.
Die alte, jetzt ersetzte Orgel ist
nach Inschriften, die Wolf noch gelesen
hat, im Jahre 1598 errichtet und trug das Wappen eines Herrn von Strahlen-
dorf und seiner Gemahlin.
Die kostbar und zierlich geschnitzten Gestühlwangen der Barockzeit, von
denen vor der Umgestaltung der Kirche in den achtziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts noch eine Anzahl vorhanden waren, sind zum Teil in dem
\ Einige übrige Figuren von diesen Altären stehen in der Nikolauskirche s. dort S. 189.