Heiligenstadt. Die St. Annenkapelle.
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(s. Abb. 163). Die Kapitälaufsätze über den Säulchen, die die gestelzten Bögen
tragen, sind so gestaltet worden, daß sie eine starke Ausladung der Kämpfer
nach vorn vermittelten, ohne gleichzeitig nach den Seiten vorzustehen. Der
Grund hierfür ist darin zu finden, daß die Nischen Grabplatten aufzunehmen
hatten, die voll bis zur Kämpferhöhe reichen sollten. Bei der Lösung dieser
Aufgabe ist eine zierliche Form zustande gekommen, die an gewisse romanische
Kämpferlösungen erinnert. Tatsächlich stehen in dieser Nische jetzt ganz ein-
Abb. 165. St. Annenkapelle.
fache Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie haben ihrer Gestaltung
nach kein besonderes Interesse. An der Rückseite der Kapelle findet sich die
in Abb. 162 dargestellte Blendnische, in der ein ziemlich plump gebildetes Marien-
bild enthalten ist.
Der Raum über dem Gewölbe ist nur durch eine Lucke oberhalb der Tür
zugänglich, die kaum groß genug ist, um einen Mann durchzulassen. An diesen
Raum knüpft sich ein in der Zwehlschen Familienchronik ausführlich erzähltes
geschichtliches Ereignis: hier hat sich im Jahre 1632 ein Mainzer Kämmerer