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Kreis Heiligenstadt.
dieses Namens, „der rote Zwehl“, auf den als Anführer der Stadtverteidigung
durch die Feinde besonders gefahndet wurde, versteckt gehalten. Zum Andenken
an seine Rettung wurde später der Vierzehnnothelferaltar in der St. Ägidien-
kirche gestiftet.
Von den wenigen ähnlichen Kapellen mit polygonem Grundriß aus gotischer
Zeit auf sächsischem Gebiete sind zu nennen: die Friedhofskapelle bei St. Georg
in Mühlhausen, die Johannskapelle am Dom zu Meißen und eine Kapelle bei
der Marienkirche zu Herzberg an der Elster.
Die Hospitalkirche.
Etwa aus derselben Zeit stammt noch eine sehr einfach gestaltete Kapelle:
die Hospitalkirche vor dem Holzbrückentore, nach einer Quelle*) auch
St. Georgius genannt. Bei Wolf?) wird eine nicht weiter benannte ungedruckte
Urkunde erwähnt, wonach die Kirche bereits 1363 einen eigenen Geistlichen hatte.
Das heutige Gebäude ist noch das alte und hat nur eine Wiederherstellung ®)
nach dem Dreißigjährigen Kriege und eine zweite in den letzten Jahren des
18. Jahrhunderts erfahren.
Das Gebäude ist orientiert und besteht aus einem Schiffe mit zwei Kreuz-
gewölbejochen und einem ohne Absatz angefügten Achteckschore. Die lichte
Breite des Innenraumes beträgt 3,77 m, die Länge 8,17 m. Vor die Westseite
ist ein quadratischer Turm gelagert, der eine Empore und einen Glockenraum
enthält. Die jetzt vorhandene welsche Haube und das hölzerne Gesims verdankt
der Turm einer der beiden Wiederherstellungen. Die ursprüngliche Abdeckung
war ein Zeltdach, wie noch aus der Flukschen Karte ersichtlich ist. Die Außen-
wände sind geputzt, das Turmdach ist beschiefert.
Die Gewölbe sind auf runde, nur 1,27 m hohe, Säulchen aufgesetzt und
erheben sich in ihrem Scheitel 4,65 m über dem Fußboden. Die Rippenprofile
sind gleich denen der Gurtbögen nur aus Platte und Fasen gebildet; der Ööst-
lichste Schlußstein stellt eine weiße Taube dar, der andere enthält Laubwerk.
Die Halbkreissäulchen tragen Kapitäle mit Achteckplatte, jedoch ohne Bildhauer-
zierat. Die Fenster und das nach Norden, gegen die Stadt zu, gelegene Portal
sind bei der Wiederherstellung des 18. Jahrhunderts vergrößert und. flachbogig
abgeschlossen worden. Die Innenausstattung ist modern.
Die Nikolauskirehe.,
Einer etwas späteren Zeit wie die vorigen Kapellen gehört die Nikolaus-
kirche an, von der nur noch der östliche Teil erhalten ist. Nach Wolf*) stammen
die ältesten Urkunden, die von der Kirche handeln, aus den Jahren 1461 und
1538. Da die Verehrung des heiligen Nikolaus schon im 11. Jahrhundert auf-
kam und eine Urkunde aus Göttingen über die Reliquien dieser Kirche
N „Abriß“ = Abbildung der Stadt Heiligenstadt von Fluk 1646,
?) a.a. O. 8. 156,
3) Wolfs Annahme, daß die Kirche im Jahre 1684 erbaut sei, ist irrtümlich,
‘4 a.a O0. 8. 152.