Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

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Kreis Heiligenstadt. 
Nördlich von der Kirche liegt die heutige Bonifazius- oder Fürstenkapelle. Sie 
wurde im Jahre 1716 vom Landgrafen Christian erbaut und diente als Kommunion- 
kapelle (s. Abb, 220 und 224). Heute sind nur noch die Fundamente und ein 
Teil der Umfassungsmauern alt, sonst ist alles im Jahre 1903 erneuert. Der 
frühere Zustand ist noch aus der alten Abbildung bekannt. Hiernach hatte die 
Kapelle auf dem Dachfirst in der Nähe des Choransatzes ein malerisches Türmchen 
mit Zwiebelhaube, das in der im HKichsfelde charakteristischen Manier ein- 
geschiefert war. Heute ist an anderer Stelle ein gotisierendes Türmchen auf- 
gesetzt. Die Türen und Fenster sind einfach rundbogig. Das Innere ist heute 
in Holz gewölbt; die Ausstattungsstücke sind neu. 
Von den Wohngebäuden des Franziskanerordens, der hier eine Nieder- 
lassung hat, soll ein Teil — das sogenannte Nonnenhaus — noch aus dem 
14. Jahrhundert stammen. Bei dem heutigen Zustande ist nichts sonderlich Altes 
mehr zu bemerken. Die Gebäude .sind von einfacher Gestaltung. 
Kalteneber. 
Katholisches Pfarrkirchdorf mit 440 Einwohnern, liegt 7 km südlich von 
Heiligenstadt. — Das Dorf war ein Zubehör der Burg Gleichenstein und gehörte 
in geistlicher Hinsicht zum Banne Ershausen. 1283 besaß das Stift Nörthen in 
Kaltenebra ein Lehnsgut, das Heinrich von Hanstein und Dietrich von Rusteberg, 
seines Bruders Sohn, im Besitz hatten, dessen KEin- 
künfte sie aber ihrem Verwandten, dem Propste Lupold 
von Northen, verkauften. 1313 gibt Berthold von 
"uterode seine ererbte Hofstätte und 1, Hufe Land 
in Kaldenebra tauschweise dem KErzbischofe Matthias 
von Mainz. 1318 besaß der Erzbischof von Mainz 
3 Hufen in Caldenebera. 1374 verpfändete Erzbischof 
Adolf von Mainz 5 Hufen zu Kalten Ebra an die von 
Hanstein; diese Pfandschaft wurde 1536 wieder ein- 
yelöst. 1511 belehnte Erzbischof Uriel von Mainz den 
Heinrich von Bodungen mit 71, Hufen Landes und 
13 Hufenhöfen zu Kaltenebra. Nach dem dJuris- 
diktionalbuche des Amts Gleichenstein vom Jahre 1675 
arhalten die gesamten von Tastungen auf Bernterode 
und Eschenrode in Kalten Ebra ein Untergericht mit 
ı Richter und 6 Schöffen, womit sie Gericht halten. 
Das Gebäude der im Norden des Dorfes belegenen 
Kirche, St. Nikolai, ist neu, von 1866 —67. Nur der 
Turm ist von der alten Kirche erhalten, seine Wetter- 
fahne trägt die Inschrift: Kalteneber und die Jahres- 
zahl 1793. Von den Ausstattungsstücken der alten 
Kirche ist ein Teil bei der neuen wieder verwendet. So findet man an Altar 
und Kanzel vielerlei Schnitzerei wieder angebracht, die von den alten Stücken 
stammt. Zwei männliche Figuren und ein Kruzifix vom alten Hochaltar, die 
nicht wieder verwendet sind. finden sich im Turme aufbewahrt. Von ganz 
Abb. 225. _ 
Taufstein in Kalteneber.
	        
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