246 Kreis Heiligenstadt.
Ansprüche auf „Kirchsatz, Pfarrrechnung und Verwaltung zu Kella“. In kirchlicher
Hinsicht gehört Kella seit alter Zeit zum Banne Ershausen. 1769 wurde
dem Pfarrer von Kella ein Kaplan beigegeben. 1318 wird als Zubehör des dem
Erzbischof von Mainz zustehenden. Anteils der Burg Steyn das verwüstete Dorf
Grabekelle genannt.
Die Pfarrkirche St. Martini ist neu und. hat keinen Turm. Die beiden
Glocken hängen in einem offenen Glockenhause. Die große Glocke hat 0,82 m
Durchmesser und ist von Andreas Gottlieb Kesler 1711 in Mühlhausen gegossen;
die kleine hat 0,66 m Durchmesser und ist 1820 von J. Christoph Gabel in
Freienhagen gegossen.
Keudelstein.
Rittergut mit 51 Einwohnern, am Fuße der Keudelkuppe, 17,5 km südlich
von Heiligenstadt. Es ist auch heute noch Sitz des adligen Geschlechts von
Keudel, nachdem es zeitweise in anderen Händen war. Bereits 1351 ist Rein-
hard Keudel einer der Pfandbesitzer der Burg Bischofsstein. Einer seiner Nach-
kommen (Berlt Keudel), die bedeutenden Besitz im südlichen Teile des Burg-
bezirkes Bischofsstein hatten, baute auf dem Standorte des (1552 als Wüstung
genannten) Dorfes Kubsdorf das Rittergut Keudelstein auf.
Auf der Keudelkuppe hat vor Erbauung des Rittergutes eine kleine Burg
„Keudelstein“ gelegen. Der Burgplatz ist kürzlich wieder freigelegt. Ks war
ähnlich wie beim Rusteberge eine Vorburg vorhanden, die ganze Anlage hatte
atwa eiförmigen Grundriß. Nach den schwachen Grundmauern zu schließen,
war die Burg größtenteils in Fachwerk erbaut. Ein Saalbau konnte in den Ab-
messungen 9,12: 7,50 festgestellt werden.
Der heutige, wohl zum Teil aus Steinen der alten Burg erbaute Rittergutshof
besteht aus sehr stattlichen Wirtschaftsgebäuden und dem Wohnhause von 1669
an der Südseite des Gehöftes. Der alte Teil dieses sehr stattlichen Gebäudes
(s. Abb. 228—230) bildet einen Winkel, an dessen westlichem Flügel heute ein
Küchenanbau im Stile des Hauptgebäudes angegliedert ist. Das Untergeschoß
ist massiv errichtet und geputzt, während die beiden Stockwerke zierlich in
Fachwerk ausgebildet sind. Der Erker auf der Ecke ist in origineller Weise
mittels zahlreicher Gesimsauskragungen über einer Dreiviertelsäule vorgebaut
und war wohl früher durch ein Zeltdach abgeschlossen, an Stelle dessen
jetzt nur ein formloses Notdach ans Hauptdach angeschleppt ist. Das im ein-
springenden Winkel belegene Portal (s. Abb. 231) ist von ziemlich grober Arbeit.
Die Karyatiden, die beide die Sinnbilder der Gerechtigkeit in Händen halten,
deuten vermutlich auf richterliche Funktionen des Erbauers hin. Die Wappen
enthalten zur Linken ein Wolfseisen — von Keudel — und rechts eine Sichel —
von Lüder, Unter der Mitte ein Christuskopf und 16—69. ‘Das von zwei Putten
gehaltene Flugband enthält die Inschrift: GEORG SEBASTIAN V. KEUDEL
SCHWEBDE — ANNA ELISABETHA V. LÜTTER. In der Ecke ist jetzt
ein jugendlicher bekränzter Bacchuskopf angebracht, der früher einer Figur auf
steinernem Fasse über dem Kellereingange zugehört hat.