Lindewerra. — Lutter.
271
und zwar auf der rechten Katharina und Maria Magdalena, auf der linken Barbara
und eine andere, nicht bestimmbare Heilige. Die neun geschnitzten und stark ver-
goldeten Figuren sind nicht ohne künstlerischen Wert. Oben ist der Altarschrein
mit Ranken, unten mit durchbrochenem Maßwerk geschmückt. Auf den Rückseiten
befinden sich gemalte Bildertafeln aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, deren Figuren
ebenfalls nicht ohne Ausdruck sind. Die eine, Abb. 252, zeigt die Verkündigung
der Maria, die andere Maria mit Jesus und Johannes dem Täufer (Abb. 253).
Wohl aus derselben Zeit stammt ein spätgotischer Taufstein, in seiner Form-
gebung nicht glücklich. Die Kanzel ist ganz einfach mit Säulchen auf den
Ecken und einer starken dorischen Säule als Fuß ausgebildet und trägt die
Jahreszahl 1639. Kin Schalldeckel ist nicht vorhanden. An die Kanzeltreppe ist
ein Verschlag für den Pastor an Stelle einer Sakristei angegliedert. Die ganz
einfache Empore, von der oben die Rede war, trägt die gemalte Inschrift:
VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM
Yaßet das Wort Chrifti unter eud reiclig wohnen in aller Weisheit; Ichret
und vermahnet eud Felbit mit Pfalmen und Tobgelängen und geiltlihen,
lieblihen Tiedern und finget dem Herrn in euren Herzen. Col. 3. BY. 16.
Georg Friedrich Kroll
p. £. paltor
anno 1722.
Siborins Bordjard
Dippil. alt. Nohde, altmeilter.
Die beiden Glocken im Turme sind 1837 von Chr. See in Kreuzburg um-
gegossen worden.
In der Nähe der Kirche findet sich ein alter Gutshof mit massiver Scheune,
der von altersher „das Kloster“ benannt wird; wohl der frühere Herrschaftshof
‘Kemenate).
Lutter.
Katholisches Kirchdorf mit 810 Einwohnern, Filial von Kalteneber, liegt
5 km südlich von Heiligenstadt, am Bache Lutter, von dem es seinen Namen
hat. Von 1189 ab erscheinen Johannes, Heinrich und Konrad von Luttere oder
Luttera. 1201 verkauft Ritter Dietrich von Udra dem Kloster Reifenstein seinen
Hof in Lutera. 1297 werden beide Lutera als Grenzdörfer des Termineibezirks
des Göttinger Predigerklosters genannt, und 1341 gehörten diese beiden Dörfer
Luttera und Wenigen (Wendischen) Luttera (wüst) zur Vogtei Heiligenstadt. In
geistlicher Hinsicht gehörte Lutter zum Banne Heiligenstadt. 1318 besaß der
Erzbischof von Mainz in Obern Lutera 5 Hufen, 2 Mühlen (eine war wüst) und
4 Mietshäuser. Das Dorf hatte keinen Zehnten zu entrichten. — Geldzinsen aus
Wyndischen Lutera (das wüste Kleinlutter) gehörten zum Burglehen Heinrichs
von Bodenhausen auf Rusteberg, und die Leute des Dorfes waren dem Richter
zu Rusteberg dienstpflichtig und mußten an die Burgkapelle zu Rusteberg den
Zehnten entrichten. — 1374 verpfändet Erzbischof Adolf von Mainz an die von
Hanstein die Dörfer Luthra und Luthra unter dem Lengenberge; 1536 wurde
die Pfandschaft wieder von Kurmainz eingelöst.