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Kreis Heiligenstadt.
vortreffliches reiches Werk der Barockzeit. An der Brüstung sind schöne Figuren
der vier Evangelisten angebracht.
Von den beiden Glocken ist die größere mit 0,90 m Durchmesser laut
Inschrift im Jahre 1615 durch Melchior Möringk in Erfurt gegossen. Am unteren
Rande sind die Namen der beamteten Gemeindemitglieder angegeben. Die
kleinere Glocke hat 0,80 m Durchmesser und trägt ebenfalls eine Inschrift,
wonach sie 1822 durch Gabel in Freienhagen gegossen ist.
Im Dorfe, nahe der Kirche, ist in besonders vollkommener Form der
Gemeindeanger erhalten. Dessen Kopf ist an die Schulscheune angelehnt, deren
Rückwand (s. Abb. 270) wohl von jeher überhängend ausgebildet ist, so daß die
darunter befindliche Steinbank für den Gemeindevorstand geschützt ist. Vor der
Bank steht ein steinerner Tisch. Der Platz wird durch eine niedrige Quader-
mauer eingefaßt, die nur gegenüber dem Schulzenplatze durch einen Zugang
mit einigen Stufen durchbrochen ist.
Misserode.
Katholisches Kirchdorf mit 88 Einwohnern, Filial von Ershausen, liegt 14 km
züdlich von Heiligenstadt. Das Dorf, das in älteren Urkunden nicht genannt
wird, gehörte in weltlicher Hinsicht zur
„Windischen Mark“, d.h. zum Burgamte
Bischofstein, in geistlicher zum Banne Ers-
ıausen. Das Jurisdiktionalbuch dieses Amts
vom Jahre 1575 berichtet: „Meissenrode ist
eine Wüstung gewesen und bei Menschen-
gedenken neue erbauet, welches die Rudera
der alten Kirchen bezeigen. Die Gemeinde
nat ein neu erbautes Kirchlein, doch nit
aff der Altenstadt, sondern etwas davon;
ist noch nicht ausgebauet oder in ihrem
"echten gepierenden Standt, derwegen die
Einwohner nach Erschausen zur Kirchen
zehen.“ Im Felde lag einst beim Thoren-
talschen Brunnen das 1318 als wüst ge-
nannte Dörflein Derintal, Dorntal.
Die inmitten des Dorfes belegene
Kirche, Aller Heiligen, ist in den letzten
Jahren neu erbaut. Nur der Altar ist
überkommen, ein ganz vortrefflich zusammengestimmtes kleines Kunstwerk
der Barockzeit. Die Figuren sind: in der Mitte Christus, darunter Maria
und Johannes, links und rechts oberhalb zwei weiterer Figuren: Petrus
und Paulus.
Ein vortrefflicher alter Taufstein (s. Abb, 271) ist ebenfalls von der früheren
Kirche übernommen.
Abb. 271. Taufstein in Misserode.