304
Kreis Heiligenstadt.
Kapelle liegt am linken Ende des Sockelgeschosses (vom Beschauer) (s. Abb. 321)
und ist völlig vernachlässigt. Sie nimmt rechteckig gestaltet die ganze Tiefe des
Gebäudes ein, die Decke ist flach, an der Hinter- und einer Längsseite sind
Emporen eingebaut, die zum Teil mit Glaswänden gegen den Kapellenraum ab-
geschlossen sind und die Herrensitze aufzunehmen hatten. Diese Emporen sind
reich mit alter Malerei und Bibelstellen geziert. Der Altaraufsatz ist ebenfalls
sehr reich ausgebildet und mit bildlichen Darstellungen bemalt. Deren Bedeutung
ist: zu unterst das heilige Abendmahl, darüber die Kreuzigung und zu oberst
die Figur des guten Hirten. Auch die Kanzel ist sehr reich mit gewundenen
Säulen ausgestaltet. Die Bemalung ist weiß mit goldenen Laubgewinden. Die
zugehörigen Figuren fehlen hier — deren zwei fanden sich auf dem Boden —,
doch ist an den noch vorhandenen Inschriften zu ersehen, wen sie dargestellt
haben: St. Lukas, St. Johannes, St. Salvator, St. Matthäus, St. Markus. Auch
sonstige Schmuckstücke — Brautkränze unter Glas u. dergl. — sind noch vor-
handen, alles gänzlich vernachlässigt.
Die stattlichen Ställe weisen an zwei Stellen über den Eingangstoren die
Jahreszahl 1600 und das Hansteinsche Wappen auf.
Steinheuterode.
Katholisches Kirchdorf mit 151 Einwohnern, Filial von Rengelrode, 5 km
westlich von Heiligenstadt. 1306 leisten Bruno und Conrad Schwarze, Burg-
mannen auf Rusteberg, zu Gunsten des Stiftes Heiligenstadt Verzicht auf 3 Hufen
im Felde des Dorfes Hadewarderode. 1315 verkaufen die Ritter von Westhusen
dem Stifte Heiligenstadt alle ihre Güter in Dorf und Feld Hadewarderode. 1328
kauft Joannes von Winzingerode vom Stifte Heiligenstadt das Dorf Hedewarderode
mit der Gerichtsbarkeit, doch mit Ausnahme des Zehnten und eines Hofes. 1460
vestätigt Erzbischof Diether von Mainz dem Stifte Heiligenstadt den Besitz des
Zehntrechts in Hauwerterode. Das Dorf gehörte längere Zeit denen von Kerst-
lingerode. Als 1642 der letzte von Kerstlingerode „auf dem Hauß Steinhauteroda“
starb, fiel es an einen von Hopfgarten, der die von Kerstlingerodische Erb-
:ochter geheiratet hatte. 1713 besaß Freiherr Johann Eberhard von Loyen, kur-
mainzischer Vitztum des Eichsfeldes, das Dorf, und 1722 erhielt es Anna
Philippine von Loyen, vermählte von Weyers, für sich und ihre Nachkommen.
Der Name des Dorfes bedeutet: „Der auf einer Rodung des Hadeward angelegte
Ort“. Zum Unterschiede von dem hansteinschen Dorfe Heuterode (Wüst-
heuterode) erhielt dieses von seiner Lage am „Steinberge“ den Beinamen
„Steinheuterode“, Steinheuterode ist ein Zubehör des Burgamtes Ruste-
berg gewesen.
Die in der Mitte des Dorfes hochgelegene Kirche, St. Albani, umfaßt einen
Kaum von nur 5,80 zu 8,45 m bis zum Abschlusse der achteckigen Chornische
gemessen. An der Nordseite ist noch eine kleine rechteckige Nische angebaut,
die als Sakristei dient und den einfachen Taufstein enthält.
Auf dem Dache tront ein zierlich schlanker Dachreiter, der ganz eingeziegelt
ist. Die Füllhölzer zwischen den Balkenköpfen sind mit einem grobgeschnittenen
Kierstab geziert. Am Sturze des einfachen Westportales ist die Jahreszahl 1778