Kreis Heiligenstadt.
wurde 1394 vom Stift Heiligenstadt gekauft. Die andere Hälfte des Dorfes
gehörte als Mainzer Lehen zuerst einem nach dem Dorfe sich nennenden Ritter-
geschlechte, dann denen von Linsingen. Im Jahre 1341 gehörte das Dorf
Birkenefelde noch ganz zur Vogtei Heiligenstadt. In geistlicher Hinsicht gehörte
es zum Banne Kirchgandern. — Der Ortsname erklärt sich durch sich selbst.
Die inmitten des Dorfes belegene Kirche, St. Leonhardi, hat einen nicht
abgesetzten Achteckschor und vorgelegten quadratischen Turm. Dessen beschieferte
Haube (s. Abb.) ist dem der bedeutendsten aller Dorfkirchen im Kreise, der in
Uder, ähnlich, nur besteht sie hier aus zwei sich verjüngenden Geschossen
und spitzer Haube, während dort deren drei vorhanden sind. Am Nordportal,
das mit seitlichen Pilastern und offenem gebrochenen Giebel ausgestaltet ist,
findet sich die Jahreszahl der Erbauung: 1711 und die Buchstaben SLHDE
(S. Leonharde). Das Portal an der Kirche in Uder, das dieselben Formen auf-
weist, trägt die Jahreszahl 1720. Das ganz einfache Türgewände im Turm
unserer Kirche mit der Jahreszahl 1836 ist offenbar spätere Zutat.
Das Innere der Kirche ist einfach und mit sichtbarer Holzbalkendecke über-
deckt. Der jetzige Altar besteht aus den Resten eines einstmaligen bedeutenden
Barockaltars. Die beiden hierzu gehörigen sehr schönen, fast lebensgroßen
Figuren, Rochus und Johannes darstellend, liegen auf dem Dachboden und sind
durch moderne Figuren, Leonhardus und Ägidius, ersetzt. Ein Seitenaltar ist
mit einer schönen Marienfigur mit Kind ausgestattet, die vom Jesuitenkolleg
in Heiligenstadt stammt. Der alte Taufstein in der Kirche ist dem in Wüst-
heuterode ähnlich (s. Abb. dort). Die Kanzel ist ohne künstlerisches Interesse,
das Gestühl neu.
An der Südwand im Kircheninnern befinden sich zwei sehr beschädigte
Grabsteine.
Der eine enthält ein Doppelwappen mit Bekrönung und Umschrift, sowie
Inschriften in einem bekrönenden Medaillon und Schild. Die Inschriften lauten:
ANNO 1611 DEN 3, TAG OKTOBRIS IST IN DIESE WELT GEBOREN ...
TUGENDREICHE ... DES TILO REINHARD VON LINSINGEN LEIBLICHE
HAUSFRAU ANNO 1666 DEN 11. TAG APRIL... ENTSCHLAFEN ... AUS
DEM 73, PSALM DAVIDS: HERR, WENN ICH NUR DICH HAB SO FRAGE
ICH NICHTS NACH HIMMEL UND ERDE usw. bis MEINES HERZENS
TROST UND MEIN TEIL; ferner ein Spruch: ... LEIB UND SELE
VERGEHET, WER DICH NUR HAT, DES SEL BESTEHET. Der genaue
Name der Verstorbenen findet sich im Dorfe am Roterhof (s. unten). Von dem
anderen Grabsteine ist noch weniger zu erkennen: eine männliche Figur in
spanischem Mantel kniet vor einem Kruzifix, ferner zwei Wappen. Von der
Inschrift ist nichts mehr zu lesen.
Zu dem schönen Kruzifix, das früher im Turme und jetzt außen am Turme
angebracht ist (s. Abb.), gehören zwei schöne Barockfiguren, Maria und Magdalena,
die im Dachboden lagern.
Von den beiden Glocken stammt die größere von 1899, während die
kleinere mit 0,72 m Durchmesser im Jahre 1815 von Christoph Gabel in Freien-
hagen gegossen ist. Auf ihr ist außer dem Namen des Titelheiligen der des
Pfarrers Gassmann neben anderen Personalangaben vermerkt.