Bischhofsstein.
31
dem S. Georg geweihte Burgkapelle, die am 11. Mai 1611 vom Mainzer Weih-
bischof Kornelius Gobelius neu eingeweiht wurde.
Die 1383 und 1420 als noch bestehend genannte „Stadt zum Steyn“
war ein Marktflecken, der durch einen Felsen von dem alten über ihm
liegenden Schlosse Stein getrennt und auf den übrigen Seiten mit Mauern
und Gräben umgeben war. Der Standort der Fleckenkirche ist aufgefunden
worden.
Das alte Schloß ist noch bis zum Jahre 1747 bewohnt gewesen. Das in
diesem Jahre erbaute neue Herrenhaus ist ein stattliches Gehöft, im Rechteck
von Gebäuden umgeben. Der Zugang führt durch ein großes Wirtschafts-
gebäude mit drei stattlichen Toreinfahrten, von denen jetzt die beiden seitlichen
zugemauert sind. Auf deren Schluß-
steinen findet sich die Jahreszahl
1747. An der Unterseite des Schluß-
steines beim mittleren Bogen ist
versteckt die Inschrift angebracht:
CHRISTOPH HEINEMANN ARCHI-
TECTUS MDCCIIIL. ')
Jenseits dieses Torgebäudes liegt
das eigentliche Herrenhaus, ein statt-
liches Barockgebäude mit Flügelan-
bauten, die den direkten Zugang zu
den seitlich belegenen Wirtschafts-
gebäuden vermitteln. Hinter dem
Herrenhause befindet sich ein schöner
Garten, von dem aus die beigegebene
Ansicht (s. Abb. 10) dargestellt ist.
Über dem Schloßeingange vom Hofe
aus, der mit einfachen gekröpften
(Gjewänden und Gesims ausgestattet ist,
ist ein erzbischöfliches Wappen angebracht, das viergeteilt zweimal das Mainzer
Rad und zweimal einen steigenden Hund darstellt. Dazu die Inschrift: IOH-
FRIED. CAR (—]) D. G. ARCHIEP, MOG. 8, R. I, P. GER. ARCHICAN. EL.
PRINCEPS ELECTOR. Die Abkürzungen bedeuten: dei gratia archiepiscopus
Moguntinensis sanecti romani imperii per germaniam archicancellarius electus.
Der Erzbischof war ein Graf von Ostein.
Die Sage vom Fräubchen= Frauchen von Engelland, das ihren auf der
Burg gefangenen Ehemann mit Waffengewalt zu befreien kam, und deren
Knechte, nachdem sie gefallen war, die Burg zerstört haben sollen, ist in jener
Gegend in aller Munde. Ein an der Lengenfelder Kirchhofsmauer (s. dort)
befindlicher Grabstein soll angeblich dem „Fräubchen‘“ zugehören; kann aber
mit jener Sage nichts zu tun haben.
1) Heinemann ist auch Erbauer des Schlosses und des Rathauses in Heiligenstadt,
sowie vermutlich des Schlosses Rusteberg.