Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

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Kreis Heiligenstadt. 
Vor der Kirche steht eine einfache Bildsäule, vierkantig mit einem Kopfe, 
der vier Nischen enthält. Drei sind ohne Inhalt, die vierte weist in flachem 
Relief die Figur eines Kelches auf. Hieraus ist zu schließen, daß die Säule von 
dem 1621 eingegangenen Wilhelmiterorden aus Kassel aufgestellt ist. 
Die evangelische Kirche, Petrus und Paulus geweiht, liegt am Südost- 
ausgange des Dorfes. Sie besteht aus einem rechteckigen Schiffe mit Achtecks- 
chor und abgesetztem Westturme. Die Außenflächen sind geputzt. Der Turm- 
helm ist aus zwei welschen Hauben gebildet, die Wetterfahne enthält das Han- 
steinsche Wappen und die Jahreszahl 1788. Auch das ganz einfache Westportal 
weist das Hansteinwappen auf. Die hierbei angebrachte Zahl 1713 wird das 
Entstehungsjahr der Kirche richtig angeben. Das Innere ist flach gedeckt und 
enthält an der Südseite einen sogenannten Herrenchor — Gutsgestühl' —, zu 
dem eine außen angebaute Treppe emporführt. Über dem Altare ist die moderne 
Kanzel angeordnet. Im Fußboden des Chores findet sich ein fast völlig ab- 
getretener Grabstein, von dessen Doppelwappen eines noch die Hansteinschen 
Monde erkennen läßt. Die größere der beiden Glocken mit 0,98 m Durchmesser 
anthält folgende Prägung: zu oberst ein Figurenfries und die Inschrift: CUM 
POPULUS (statt -um) AERE SONANTE VOCO, DA PACEM, DOMINE, IN 
DIEBUS NOSTRIS, QUIA NON EST ALIUS, QUI PUGNAT PRO NOBIS, 
SACRA PRECE, TURBAS, INCENDIA, FUNERA, POMPAS INDICO. Es 
folgt ein Akanthusfries und verschiedene Wappentiere. Am unteren Rande die 
[nschrift: ANNO 1602 MIT GOTTES HÜLFE GOS MICH HANS REUTER 
ZU GÖTTINGEN BEI ZEITEN H. NIKOLAUS ZAPFEN PASTOR, KORN- 
RUMPF UND CLAUS MEINSING JUNIOR, CHLAUS MENSING SCHULT- 
HEIS. Die kleinere Glocke, mit nur 0,36 m Durchmesser, weist die Inschrift 
auf: A-V-E& - M-A-R-X- A * und bezeugt damit, daß sie aus katholischer 
Zeit entstammt. 
Im Dorfe finden wir das alte ansehnliche Hansteinsche Gutshaus, das jetzt 
der evangelische Lehrer bewohnt, Keller und Erdgeschoß massiv, das Ober- 
geschoß in Fachwerk. Das Portal, das stattlich mit Pilastern und offenem Giebel 
ausgestattet ist, enthält das Hansteinsche Wappen und die Jahreszahl 1718. 
Fürstenhagen. 
Die Kolonie Fürstenhagen, 7 km südlich von Heiligenstadt, gehört zur 
Gemeinde Lutter und ist in der Flur des wüsten Dorfes Hagen erbaut, das 1297 
Indago und als Grenzdorf des Terminibezirks des Göttinger Predigerklosters 
genannt wird. Fürstenhagen gehörte zum Burgamte Rusteberg. Die auf der 
wüsten Dorfstätte einstmals gelegene „Hahnkirche“ war bis vor kurzem nur 
noch ein formloser Steinhaufen. Jetzt hat sie einem Neubau Platz gemacht. 
Gänseteich mit Lentershagen. 
Im Anfange des 15. Jahrhunderts kam das Dorf Lentershagen (jetzt mit 
47 Einwohnern) mit seiner Flur als Burglehen an die Edelherren von Plesse, 
die Burgmänner des Mainzischen Schlosses Rusteberg geworden waren. Im
	        
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