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Kreis Heiligenstadt.
Majuskeln: N I FR. Der eigentliche Türbogen enthält die Worte: GLORIA.
IN EXELSIS (für excelsis) DEO. Das sehr viel einfachere, stark verwitterte
Westportal trägt die Inschrift: SIT NOMEN DOMINI BENEDICTUM, Der
Turm hat die übliche Haubenform (s. Freienhagen) und zeigt auf seiner Wetter-
fahne die Jahreszahl MDCCLXXXTI an.
An der Ostseite des Chores befindet sich unter einem Rundbogenfenster
2ine Doppelnische mit den Figuren der beiden Titelheiligen.
Das Innere ist von Kreuzgewölben bedeckt, die mit 5 cm starken. Gurt-
oögen auf den kapitälgeschmückten Pilastern ruhen. Diese Kapitäle sind im
Chore besonders reich und schwer gestaltet. Hier bildet sich das Gewölbe
zu einer Art Sternform um, die, da die Gurte den Chorecken entsprechend
geknickt sind, genau genommen als Klostergewölbe mit breiten Stichkappen zu
bezeichnen ist. Allenthalben sind die Gewölbe mit einfachen Stuckverzierungen
versehen.
Der Altar (s. Abb. 36) ist ein reiches wohlgeformtes Kunstwerk. Im oberen
Aufbau ist die heilige Dreifaltigkeit dargestellt, der heilige Geist, als Taube,
schwebt in gelbem Lichte, das durch das obenerwähnte Kreisfenster dringt. Die
Figuren am Unterbau bedeuten von links nach rechts gesehen: St. Michael,
St. Kosmos, St. Damiamus, St. Bonifacius. Das Altarbild stellt Mariä Himmelfahrt
dar. Kin einfacher Nebenaltar birgt in einer Nische die Figur der Madonna.
Die Kanzel ist den Altären entsprechend gestaltet und trägt die Gestalten der
vier Evangelisten nebst deren Attributen. Oben auf dem Deckel thront ein
Heiliger im Ornat. Wahrscheinlich St. Xaverius. Die Gestühlwangen sind in
wenig glücklicher Form geschnitzt. — Im Turmbau der Kirche steht an der
Treppe ein vernachlässigter alter Rokokoschrank, mit blauen Leisten auf weißem
Grunde ausgestattet; dessen Füllungen sind mit elegant gemalten Blumen geziert.
[m Dachboden lagern zwei gute Barockfiguren in weißem Gewande mit Turban
gekleidet; deren eine hält ein Buch. Wahrscheinlich sind dies die zwei Gestalten
der Titelheiligen, die einstmals auf dem Altar gestanden haben und jetzt erneuert
sind. Ferner findet sich daselbst ein schönes, leider jetzt schadhaftes kupfernes
Weihwasser- oder Taufbecken in eisernem Dreifußgestell.
Von den drei Glocken des Turmes weist die größte mit 1,04 m Durchmesser
folgende Inschrift in gotischen Minuskeln auf: ung ° dui o m o Cccccxxii o hilf
got maria bit.vor uns und sant ° cusman ° und ° damian. Es folgt auf der einen
Seite ein Marienbild, auf der gegenüberliegenden eine Bethlehemgruppe mit
unleserlicher Umschrift.
Die mittlere Glocke mit 0,93 m Durchmesser ist neuerdings von Gabel in
Freienhagen umgegossen.
Die kleine Glocke mit 0,82 m Durchmesser trägt die Inschrift:
© AVE MARIA GRATIA PLENA ©
IN GEISLEDEN GOS MICH ANNO 1783 DEN 28. IUNI IOHANN ARNHOLD
GEYER AUS NORTHAUSEN.
Oberhalb und unterhalb ein Akanthusfries. Es folgen drei Bilder mit Unter-
schriften: S. MARIA, S. COSMAN ET S. DAMIANUS.