Dr.-Ing. F. Bendemann
stücken auf die Brücke. Der Druck der äußeren Schrauben-
welle kann nach Wunsch auch durch ein Spurlager am
Gehäuse (oberhalb des Zahnradgetriebes) abgefangen
werden; dessen untere Schale braucht nur durch drei
Druckschrauben um einige Millimeter gehoben zu werden.
50 kann bei Untersuchung gegenläufiger Schraubenpaare
also auch der Schub jeder einzelnen für sich bestimmt
werden. Die Wage wurde, da der von‘ den Schrauben
erzeugte Luftzug sie etwas beeinflußt,‘ mit einem hölzernen
Schutzgehäuse umkleidet (in der Zeichnung nicht darge-
stellt). Zur Beruhigung von stets mehr oder weniger heftig
auftretenden Schwingungen wurde die Wagschale durch
änen dünnen Stab mit einer in einen darunter gestellten
Flüssigkeitsbehälter untergetauchten Blechscheibe verbun-
den, die als Flüssigkeitsbremse wirkt. Bei manchen Ver-
suchen ließ sich die Wage trotzdem noch nicht zu ruhigem
Einspielen bringen, sondern fiel, weil das Wägesystem
aahezu labil war, von einer Grenzlage immer gleich in
die entgegengesetzte. Durch die in Fig. 3 vorn sicht-
are Zusatzfeder, die zugleich einen Teil der Totlast auf-
aimmt, wurde dem System eine größere Stabilität ge-
yeben. Die Feder war indessen bei den meisten Ver-
suchen entbehrlich und wurde dann nicht benutzt, weil
die auf sie wirkenden Temperatureinflüsse einige Auf-
merksamkeit verlangten.
Zur Messung der Umlaufzahlen diente in der Regel
ain einfaches Handtachometer (Morell,: Leipzig), das, für
Jdrei Meßbereiche einstellbar, für alle vorkommenden
Umlaufzahlen ausreicht. Es wurde bei den Versuchen
stets auf einem festen Ständer aufgestellt und durch
ainen Draht (als biegsame Welle) unmittelbar mit dem
Rädervorgelege verbunden. Es zeigt also stets die
2,5fache Drehzahl der Schrauben an. Zur Prüfung wird
bei vielen Versuchen gleichzeitig die Drehzahl des
Elektromotors durch Handzähler und Stoppuhr gemessen.
Z3eide Ablesungen stimmten stets im. Verhältnis der
Riemenscheibendurchmesser bis auf wenige, dem Riemen-
schlupf entsprechende Tausendstel überein; irgendwelche
3erichtigung der Tachometeranzeige war daher nie-
mals nötig.
Die ursprüngliche Einrichtung zur Bestimmung der
auf die Schrauben wirkenden Drehmomente erwies sich
aus schwer vorherzusehenden Gründen leider für viele
Jälle als unzureichend. Der von Dr.-Ing. Bauersfeld
ıngegebene »optische Torsionsindikator« löst. die Auf-
gabe an sich vollkommen, die Verdrehungen der beiden,
ineinander steckenden Wellen durch feine Spiegelab-
'esung sehr genau zu messen. Die Vorrichtung war von
der optischen Anstalt Karl Zeiß, Jena, für diesen Zweck
eigens ausgearbeitet und uns mit allem Zubehör zum
Geschenk gemacht worden. Die vorzüglich ausgeführte
ınd als solche ausgezeichnet wirkende Vorrichtung stellt
eine hervorragende Leistung optischer und mechanischer
Präzisionsarbeit von beträchtlichem Werte dar. Der ge-
ıaannten Firma sei auch an dieser Stelle unser lebhafter
Dank dafür wiederholt. Daß der Apparat seinem Zwecke
5ei uns nicht genügte, lag daran, daß die Ablesung der
Verdrehungen nur an einem Punkte ‚jedes Wellenum-
zangs erfolgt. Es treten in der Regel Torsionsschwing-
ungen auf, die also nur an zufällig herausgegriffenen
?unkten beobachtet werden. Bei niedrigen Umlaufzahlen
und großen Drehkräften waren trotzdem einwandfreie
Messungen möglich, wie sich durch vielfache Wieder-
holungen mit gewissen Änderungen der Verhältnisse nach-
weisen ließ. Bei höheren Drehzahlen erwies sich eine
ichtige Bestimmung der mittleren Verdrehungswerte aber
ın den meisten Fällen unmöglich. Nach eingehenden
Versuchen und nach Beseitigung anderweitiger, weniger
schwerwiegender Mängel. die zunächst ein abschließendes
Urteil hinderten, mußten wir es schließlich aufgeben,
1niermit zum Ziele zu kommen,
Ersatz zu schaffen war bei der fertig vorhandenen
Anlage recht schwierig. Es ist, freilich nicht ohne be-
rächtlichen Zeitverlust, recht befriedigend gelungen. Bei
len bekannten Dynamometerarten waren teils ähnliche
tehler zu befürchten, da sie vielfach auch auf punkt-
veiser Ablesung beruhen. Die sonst in Frage kommen-
len waren an der gegebenen Maschine auf keine Weise
ınterzubringen.
Eingehend überlegt wurde die naheliegende Mög-
ichkeit der Leistungsmessung aus dem Stromverbrauch
les Elektromotors; dieser Gedanke mußte aber ganz
allen gelassen werden. Die weitläufige Kraftübertragung
lurch Riemen- und Zahnradgetriebe, die, wie auch der
Zlektromotor selbst, für die höchsten vorkommenden Be-
ınspruchungen bemessen sind, bedingt zu große, nicht
zontrollierbare und nicht gleich zu haltende Arbeits-
‚erluste. Einzelne Lager neigten ohnehin zum Heiß-
aufen. Bei den günstigen, flachen Flügelstellungen der
chon recht großen Schrauben von 3,6 m Durchmesser
‚eträgt die Antriebsleistung oft viel weniger, als die
lektrischen und mechanischen Leergangswiderstände; der
Aotor arbeitet dann mit weniger als 10 v. H. seiner
Vormalbelastung, wobei also sein Wirkungsgrad sehr
zeränderlich ist.
Das Drehmoment durch eine Lagerreaktion abzu-
wägen, wie bei den Raddruck-Dynamometern, war nicht
nöglich, weil kein Lager beweglich gemacht werden
zonnte. Das schöne Renardsche Verfahren zu benutzen,
vurde auch in Erwägung gezogen, wobei das Drehmoment
les Luftwiderstandes durch seine Reaktion auf das ganze
zehäuse der Antriebsmaschine gemessen, also auch eine
tillstehende Wägungsvorrichtung benutzt wird. Dabei
ıätte aber die ganze Versuchsmaschine um die Schrauben-
ıchse drehbar auf Rollen gestellt werden müssen mit
lem Elektromotor dazu, was bei Ersatz des KRiemens
Jurch ein Stirnräderpaar immerhin denkbar war, sich
iber bei den großen umlaufenden Massen doch verbot.
3ei hohen Umlaufzahlen sind die Erschütterungen trotz
schwerer Fundamente ohnehin schon recht merklich.
So blieb nur die Einschaltung einer mitumlaufenden
Wägevorrichtung, eines neuen Dynamometers, das unter
‚echt schwierigen Bedingungen konstruiert und erprobt
verden mußte; eine höchst unerwünschte, bei der Sach-
age aber unumgängliche weitere Vorarbeit, die uns er-
1ebliche Zeit aufgehalten hat.
Hier sei nur kurz erwähnt, daß das neue Dynamo-
neter auf einer Vereinigung von Feder- und hydraulischer
?reßkolbenwirkung beruht, deren keine bei den gegebenen
Raumverhältnissen und den sonstigen Bedingungen für
sich allein anwendbar war. Das Drehmoment wird haupt-
;ächlich durch einfache, kurze Schraubenfedern an Stelle
ler erwähnten Mitnehmerarme zwischen dem Kegelrad-
setriebe der Versuchsmaschine übertragen, und deren
Jurchbiegung wird durch eine mitumlaufende Meßdose,
lie nur einen kleinen Teil der Umfangskraft aufnimmt,
wußen an einer einfachen Flüssigkeitssäule angezeigt. Die
‚ydraulische Druckübertragung gibt eine beliebig kräftige
)ämpfung und sehr bequeme Ablesung. Der Ausschlag
ıer Flüssigkeitssäule geht bis 1,6 m, die Empfindlichkeit
st entsprechend sehr groß. Durch rasches Austauschen
‚er Meßfedern wird das Meßbereich dem jeweiligen
3edürfnis angepaßt, wodurch die Empfindlichkeit bis zu
ehr kleinen Drehmomenten herab gleich gut bleibt.
Jrehmomente von wenigen mkg können noch mit gleicher
Sicherheit bestimmt werden, wie die größten zulässigen
on 160 mkg; ein weites Meßbereich ist bei allge-