Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

Wernigerode. 
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Wernigerode, Alt- und. Neustadt. 
[Werniggerode 1121, Werningerode 1129, Wirnengerode 1133, Wereninge- 
rothe 1141, Wereningeroth 1150, Wernigherothe, Werningerothe 1197, Warnigrode 
1247, Werningerode 1457, im Volksmunde Warnigero6, Warngero6 — Wernynge- 
rade, Werngerade in thüringischer Kanzlei. — Nova Civitas 1279, Nigestad 1348, 
to Wernigrode in der Nygenstad 1453.] 
Von Wernigerode meldet uns die Überlieferung nichts vor dem Jahre 1121, 
und auch in diesem nur den Namen, während wir dann — abgesehen von den auf 
dem Berge über dem Orte waltenden gräflichen Herren — dem ersten Wernige- 
röder im Jahre 1218 zu Damaskus begegnen. Wenn wir trotzdem glauben, die 
spätere Stadt als eine Siedelung des 9. Jahrhunderts erweisen und die Person 
dessen, nach welchem sie genannt wurde, angeben zu können, so ist uns diese 
Einsicht erst allmählich aus Beobachtungen im Bereiche der kirchlichen und 
weltlichen Geschichte, der Sprach- und Namenforschung und des römischen 
Reliquienwesens aufgegangen. Daneben ist es nicht zuletzt der alte Stadtplan, 
der zwar nicht für die Entstehung, wohl aber für das Verständnis der älteren 
Entwicklung des Ortes wichtige Anhaltspunkte ‚bietet. 
Wir dürfen an dieser Stelle diese allmählich gereifte Einsicht nicht um- 
ständlich begründen, müssen das vielmehr der von uns ausgearbeiteten Wüstungs- 
kunde der Grafschaft Wernigerode anheimstellen und hier die für die Entstehung 
von Wernigerode in Betracht kommenden Umstände kurz zusammenfassen. 
Wie bereits oben bemerkt wurde, ist als die Stammherrschaft der späteren 
Grafschaft Wernigerode ein Landstreifen des Harzer Reichsbannforstes vor dem 
Nordabfall der steil aufsteigenden Harzberge vom Wohlsberge im Westen bis 
zum Ostende der ursprünglichen Wernigeröder Flur anzusehen. Dieser 
yanze Streifen, dessen Breite bei Wernigerode daran zu erkennen ist, daß das 
sainst südsüdwestlich von Schmatzfeld gelegene Dorf Thiderzingerode, das seit 
1472 zur erweiterten Wernigeröder Stadtflur gehörte, noch mitten im Harzwalde 
lag, war das geistliche Arbeitsfeld der Korveyer S. Veitsmission, das heißt, der 
Mission, welche im Jahre 836 mit der Überführung der Reliquien des Nothelfers 
S. Veit von S. Denis nach Korvey kräftiger einsetzte, einem Ereignis, dem der 
Geschichtschreiber Widukind von Korvey hohe geschichtliche Bedeutung beimaß. 
Daß die Ortsgründungen in diesem Gebiete von Korvey und der 5. Veits- 
mission ausgingen, ist leicht daran zu erkennen, daß hier einzelne Kirchen: die zu 
wüst Wollingerode und die des Klosters Drübeck, diesem Heiligen geweiht 
waren, mehr noch daran, daß nachweislich ein halbes Dutzend Korveyer Äbte 
oder karolingisch-fränkische Personen gräflichen Ursprungs, die dem Karolinger- 
hause nahestanden, in der Benennung der Siedelungen Walingerode, Bernardinge- 
rode, Gunderaderode, Bonekenrode, Bovingerode, endlich auch Werningerode 
(Wernigerode) ihre Namen hinterließen. 
Ein leiser Zweifel an der Zugehörigkeit Wernigerodes zum Korveyer 
Missionsgebiet könnte daraus erhoben werden, daß unmittelbar westlich an seine 
Flur die von Hasserode sich anschloß und daß dieses Dorf zu denen gehörte, deren 
Name unter den Abtretungen erscheint, welche im Jahre 1343 von den Grafen
	        
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