Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

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Wernigerode. Bürgerhäuser. 
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vierte Klasse, die wir Buden nennen, ist hierbei nicht mehr unterschieden, sie 
war es aber sicher im Mittelalter, denn sie hebt sich baulich, auch im Stadtplan, 
durch die äußerste Raumbeschränkung noch deutlich heraus. — Zu den Frei- 
häusern gehörten zunächst fünf adlige Lehnshöfe und fünf herrschaftliche 
Amtsgebäude, die ein besonderes Quartier an der Holzemme zwischen der alten 
Ritterstraße, Stiftskirche und Stadtmauer bildeten. Leider ist gerade von der 
Gattung der Ritterhöfe keiner, auch nicht in alten Zeichnungen, erhalten. Sie 
mögen wohl ländlichen festen Adelssitzen geglichen haben. Es gehörten dazu 
aber auch die Wohnungen der Geistlichen, Lehrer, Organisten, Küster und ein 
Pfarrwitwenhaus. — Die Brauhäuser waren die Sitze der eigentlichen Voll- 
bürger, Die Baustellen (areae) mögen bei der Stadtgründung wohl ziemlich 
gleich bemessen gewesen sein. Der Stadtplan von 1751 ist zu jung, um die 
Forschung in dieser Hinsicht ohne andere Hilfsmittel zu gestatten. Denn offenbar 
ist das Bild durch Teilung der Häuser, teilweise auch durch Vereinigung, ganz 
verändert, so daß in der Größe der Baustelle oder der Frontbreite ein greifbarer 
Unterschied von den Kothäusern nicht mehr erkennbar ist. Eher noch im Aufbau. 
Da die reicheren Patrizier Handel und Gewerbe in der Hand hatten, so gab sich 
für sie die als „Handelshaus“ bekannte Hausform von selbst, ein (manchmal 
massives) Erdgeschoß mit einer Torfahrt, daneben Werk- und Verkaufsräume 
(Kontor) ein Wohngeschoß und ein oder zwei Obergeschosse, die jedoch (mit 
dem Dachraum) lediglich als Speicher dienten, daher die Ladetüren und Keffer. 
Dieser Typus ist jedoch augenscheinlich nach dem 30jährigen Kriege zurück- 
zegangen und hat jetzt nur noch zwei Beispiele, Breitestraße 95 und 78. — Die 
Kothsassenhäuser sind die Sitze der Handwerker. Sie sind im Durchschnitt 
5—7 Fach breit, zweistöckig, und bilden heute noch, wenn auch meist in jüngerer 
Fassung, im Bezirke der Neustadt, der Nikolaigemeinde und der Heide ganze 
Zeilen. — Die Buden sind dagegen ausgesprochene Dreifachhäuser mit etwa 
3,10 m Front. Sie bilden den ganzen Block zwischen Markt-, Oberengen- und 
Kochstraße, ziehen sich von der Kochstraße bis zum Nobben hin und treten 
dichtgereiht in der Hinterstraße, in der Johannisstraße und der Schäferstraße auf. 
Ein Blick auf den Stadtplan überzeugt davon, daß dies nicht zufällig ist, sondern 
daß man bei der Stadtgründung und den Erweiterungen gewisse Straßen oder 
Straßenseiten den Kleinsiedlern, den Arbeitern, zuwies. Bezeichnend für diese 
Hausform ist der Blick in die „Ritterhöfe‘“, jetzt Kochstraße, mit den wechselnden 
Geschoßhöhen. Es wäre für die Hausforschung sehr wertvoll, wenn auch nur 
ains dieser Häuschen etwa aus dem 15. Jahrhundert erhalten wäre, um fest- 
zustellen, ob diese Minimalformen, wie Theoretiker annehmen, jemals ohne Ober- 
geschoß existiert haben. 
Eine besondere, aber seltene Erscheinung bilden die Steinwerke rück- 
wärts im Hofe der Patrizierhäuser, Markt 3 [404] und Breitestraße 6 [202]. Wir 
kennen diese Form genauer aus Westfalen (Osnabrück) und Sachsen (Braun- 
schweig). Alle baulichen Merkmale deuten darauf, daß sie beim Bürgerhause 
etwa die Stelle wie in einer Burg der Bergfried vertraten, Verließ, Schatzhaus, 
Refugium zugleich. Bei unseren beiden Beispielen aus jüngerer Zeit ist der 
Charakter als vornehmer, dem Straßen- und Geschäftslärm entrückter Wohn- und 
Festraum ausgeprägt. 
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