Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

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Wernigerode. Museum. Stadtbefestigung. 
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der seichtesten Aufklärung, vom Zauberwort „Verkehr“ benebelt, die alten Werke 
erbarmungslos bis auf geringe Reste niedergelegt, und wir haben Mühe, uns an 
der Hand einiger Abbildungen den früheren Bestand zu rekonstruieren. 
Offenbar war die Stadt Mitte des 15. Jahrhunderts nach dem damals gültigen 
(Nürnberger) Schema planmäßig neu befestigt worden. Ein Graben, der durch 
Stauung der Holtemme unter Wasser gesetzt werden konnte, umgab das bebaute 
Stadtgebiet mit Einschluß der Neustadt, innenseitig begleitet von einer Ring- 
mauer, von welcher jetzt nur noch ein kleines Stück östlich vom Burgtor 
erhalten ist. (Abb. 150.) Die eigentliche Mauer war 6—7 m hoch, mit Zinnen 
und Schießscharten bewehrt, Zur Begehung derselben war ein Laufgang an- 
gebracht, der teilweise auf vorgeblendeten Rundbogenarkaden, teilweise aber 
auch bloß auf Holzkonstruktionen ruhte. Denn 
bei dem Mauerstück zwischen Dullenturm und 
Burgtor (Schustermauer), das erst Ende des 
19. Jahrhunderts gefallen ist, fehlte die Arkatur. 
Natürlich war der Laufgang wie die Mauer über- 
lacht, so wie es in Nürnberg und anderwärts 
noch erhalten ist, nicht nur um die Besatzung, 
sondern auch das Mauerwerk vor Witterungs- 
schäden zu schützen. Hinter der Mauer lief 
ringsum eine Fahrstraße, auf welcher sich die 
Rotten leicht und schnell von einem Punkt zum 
anderen bewegen und alles nötige Verteidigungs- 
material gefahren werden konnte. In gewissen 
Abständen war die Mauer durch halb offene 
Türme, sog. Schalen, verstärkt, welche dazu 
dienten, den Graben und das Vorgelände weiter 
übersehen und beschießen zu können, als es von 
den Zinnen aus möglich war. Man ließ sie (nicht überall) nach innen offen, 
damit ein Feind, dem die Besetzung eines Turmes gelungen war, ihn nicht als 
Festung gegen die Stadt benutzen konnte. Die ursprüngliche Bekrönung war 
mit einem Zinnenkranz und zurückgesetztem Kegeldach versehen, so daß die 
Mannschaft völlig frei, aber auch schutzlos stand; die spätere war dahin ver- 
bessert, daß das Dach (als Spitzhelm) die Zinne mit bedeckte. Beide Formen 
sind auf dem Stich von 1639 vertreten, und wenn daselbst noch ein helmloser 
Turm erscheint, so könnte man an einen solchen mit offener Plattform denken, 
auf welcher in früherer Zeit das Antwerk, später das Geschütz aufgestellt wurde. 
Hiervon sind nur noch zwei Beispiele erhalten; das eine der „Dullenturm“ 
‘Abb. 151), am Ausgang der Ritterstraße, ist noch 10,35 m hoch, die Mauer aber 
beiderseits abgebrochen und die untere Wölbung zugesetzt. Man sieht jedoch 
deutlich die beiden schmalen Rundbogenpforten, durch welche der Laufgang ein- 
und austrat, und auf alten Abbildungen und an den Bruchstellen ist erkennbar, 
daß die Mauer hier beiderseits etwas erhöht war, um einen Mantel für die Türen 
und Treppen zu bilden. — Der zweite, im Garten von Hotel Knauf (Abb. 152), 
ist in seinem alten Bestand und Zusammenhang besser erhalten. Hier stehen 
wir auf hohem Gelände fast ebenerdig zum Laufgang, der mit zwei Spitzbogen- 
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