Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

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Kreis Grafschaft Wernigerode. 
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Herrenkammer, Kammer des Schloßvogts, Hofdornitze und Mushaus (Speisesaal) 
aufgeführt. Ein bedeutender Bau fand im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts 
statt, in welchem die Zwillingssöhne des regierenden Grafen Heinrich, Heinrich d. J. 
und Botho, sich bereits an den Haus- und öffentlichen Angelegenheiten der 
Herrschaft beteiligten. Von dieser Bautätigkeit gibt noch das älteste auf uns 
gekommene redende und mit der Jahreszahl 1494 versehene Erinnerungsmal des 
gesamten Baues Auskunft: es ist das Stolberg - Wernigerödische und Württem- 
bergische Ehewappen des regierenden Grafen Heinrich und der Gräfin Elisabeth, 
Tochter Graf Eberhards im Bart, an der alten Hofstube, der jetzigen „Halle“, die 
als solche zur Zeit des großen Neubaues am 16. Dezember 1881 feierlich neu 
eingeweiht wurde. Dieselbe enthält auch in dem Maßwerk an den Fenstern und 
sonst die merkwürdigsten ursprünglichen Kunstformen aus der Zeit der späteren 
Gotik. Wegen dessen, was er für die Bewehrung der hohen Schloßfeste tat, ist 
des Grafen Botho des Glückseligen schon gedacht worden, aber seine Bautätigkeit 
war auch auf die inneren häuslichen Räumlichkeiten gerichtet. Ein im Jahre 1538 
nach seinem Tode aufgenommenes Inventar führt fünfzig Räume auf: Säle, 
Stuben, Kammern, Böden, Gänge und Gewölbe. Das Fürstengemach, das „Neue 
Haus“, Junker- und Jungfernkammer sind daraus hervorzuheben. 
Als nach Graf Bothos Tode im Jahre 1538 sein ältester Sohn Wolfgang mit 
großer Treue und Hingebung das gemeinsame Regiment in den stolbergischen 
Harzlanden führte (1538—1552) und gleich zu Anfang seines Waltens die 
Reformation allgemein öffentlich Eingang fand, hören wir auch zuerst von einer 
Kirche auf dem Schlosse, und schon von 1537 bis Ostern 1540 predigt hier vor 
Graf Wolfgangs jüngerem Bruder Albrecht Georg der evangelische Lic. Autor 
Lampe (Lampadius) aus Braunschweig. Und als er von 1540—1541 das Schloß zur 
Heimfahrt mit seiner Braut, der jungen Gräfin Dorothea von Regenstein, im Juni 
1541 baulich instand setzen ließ, erscheint die frühere Kapelle zuerst als Kirche. 
Sonst baute Graf Wolfgang wenig an dem nordharzischen Schlosse, während er 
zu Stolberg einen großen Neubau ausführte. 
Recht ungünstig war es für Schloß Wernigerode, daß zwischen 1552 und 
1587 kein Graf zu Stolberg hier dauernd seinen Aufenthalt nahm. Das änderte 
sich, als Graf Wolfgangs ältester Sohn Wolf Ernst :von 1587—1606 als Haus- 
ältester hier seinen Sitz und Hofhalt hatte. Dieser Kunst und Wissenschaft 
pflegende Herr, der auf dem Schlosse den Grund zu der heute mächtig an- 
gewachsenen gräflichen Bibliothek legte, verwandte auch auf den Schloßbau so 
viel, als seine beschränkten Mittel es nur irgend erlaubten. Insbesondere baute 
er den „Wendelstein“, den runden Turm, durch welchen man von der Nordseite 
des Schloßhofes zur Kirche gelangt. 
Die Schloßkirche selbst gelangte unter ihm wieder zur Bedeutung, und es 
gab einen Hofprediger und eine kirchliche Hofgemeinde bis zum Beginn des 
für Wernigerode drückender werdenden 30jährigen Krieges, wo der Hofprediger 
M. Wilh. Wehler im Jahre 1626 nach Stolberg übersiedelte. 
Graf Wolf Ernst baute auch am Fuße des Schloßberges ein Lusthaus oder 
-schloß in dem von ihm an der Stelle des heutigen angelegten Lustgarten. Auch Graf 
Wolf Ernsts jüngerer Bruder Johann baute noch einen unansehnlichen in Fachwerk 
ausgeführten Turm an der westlichen. Hofseite des Schlosses, der erst beim 
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