&
238
Kreis Grafschaft Wernigerode.
A
Wr
Mr
Th
A E
Bar
"A r
SE Seren
BR
VE
a
ü
a—
Kr
FE:
En
BE
BE
KA
Be
ET
S
“
Herrenkammer, Kammer des Schloßvogts, Hofdornitze und Mushaus (Speisesaal)
aufgeführt. Ein bedeutender Bau fand im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts
statt, in welchem die Zwillingssöhne des regierenden Grafen Heinrich, Heinrich d. J.
und Botho, sich bereits an den Haus- und öffentlichen Angelegenheiten der
Herrschaft beteiligten. Von dieser Bautätigkeit gibt noch das älteste auf uns
gekommene redende und mit der Jahreszahl 1494 versehene Erinnerungsmal des
gesamten Baues Auskunft: es ist das Stolberg - Wernigerödische und Württem-
bergische Ehewappen des regierenden Grafen Heinrich und der Gräfin Elisabeth,
Tochter Graf Eberhards im Bart, an der alten Hofstube, der jetzigen „Halle“, die
als solche zur Zeit des großen Neubaues am 16. Dezember 1881 feierlich neu
eingeweiht wurde. Dieselbe enthält auch in dem Maßwerk an den Fenstern und
sonst die merkwürdigsten ursprünglichen Kunstformen aus der Zeit der späteren
Gotik. Wegen dessen, was er für die Bewehrung der hohen Schloßfeste tat, ist
des Grafen Botho des Glückseligen schon gedacht worden, aber seine Bautätigkeit
war auch auf die inneren häuslichen Räumlichkeiten gerichtet. Ein im Jahre 1538
nach seinem Tode aufgenommenes Inventar führt fünfzig Räume auf: Säle,
Stuben, Kammern, Böden, Gänge und Gewölbe. Das Fürstengemach, das „Neue
Haus“, Junker- und Jungfernkammer sind daraus hervorzuheben.
Als nach Graf Bothos Tode im Jahre 1538 sein ältester Sohn Wolfgang mit
großer Treue und Hingebung das gemeinsame Regiment in den stolbergischen
Harzlanden führte (1538—1552) und gleich zu Anfang seines Waltens die
Reformation allgemein öffentlich Eingang fand, hören wir auch zuerst von einer
Kirche auf dem Schlosse, und schon von 1537 bis Ostern 1540 predigt hier vor
Graf Wolfgangs jüngerem Bruder Albrecht Georg der evangelische Lic. Autor
Lampe (Lampadius) aus Braunschweig. Und als er von 1540—1541 das Schloß zur
Heimfahrt mit seiner Braut, der jungen Gräfin Dorothea von Regenstein, im Juni
1541 baulich instand setzen ließ, erscheint die frühere Kapelle zuerst als Kirche.
Sonst baute Graf Wolfgang wenig an dem nordharzischen Schlosse, während er
zu Stolberg einen großen Neubau ausführte.
Recht ungünstig war es für Schloß Wernigerode, daß zwischen 1552 und
1587 kein Graf zu Stolberg hier dauernd seinen Aufenthalt nahm. Das änderte
sich, als Graf Wolfgangs ältester Sohn Wolf Ernst :von 1587—1606 als Haus-
ältester hier seinen Sitz und Hofhalt hatte. Dieser Kunst und Wissenschaft
pflegende Herr, der auf dem Schlosse den Grund zu der heute mächtig an-
gewachsenen gräflichen Bibliothek legte, verwandte auch auf den Schloßbau so
viel, als seine beschränkten Mittel es nur irgend erlaubten. Insbesondere baute
er den „Wendelstein“, den runden Turm, durch welchen man von der Nordseite
des Schloßhofes zur Kirche gelangt.
Die Schloßkirche selbst gelangte unter ihm wieder zur Bedeutung, und es
gab einen Hofprediger und eine kirchliche Hofgemeinde bis zum Beginn des
für Wernigerode drückender werdenden 30jährigen Krieges, wo der Hofprediger
M. Wilh. Wehler im Jahre 1626 nach Stolberg übersiedelte.
Graf Wolf Ernst baute auch am Fuße des Schloßberges ein Lusthaus oder
-schloß in dem von ihm an der Stelle des heutigen angelegten Lustgarten. Auch Graf
Wolf Ernsts jüngerer Bruder Johann baute noch einen unansehnlichen in Fachwerk
ausgeführten Turm an der westlichen. Hofseite des Schlosses, der erst beim
a
3